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© Theresa Clayton 2015

 

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WEIHNACHTSBAUM BIS FEBRUAR?

 

In unserem Städtchen ist man fix.

Weihnachten ist noch nicht einmal richtig vorbei, da stehen in einem Fenster am Marktplatz schon Osterhasen als Animateure für das Buchen des Osterurlaubs.

Was haben Osterhasen zu suchen mitten im neuen Trend, daß Weihnachtsmärkte nicht am 24. Dezember ihr Saisonende finden sondern auch nach Weihnachten noch geöffnet bleiben?

Die Weihnachtszeit soll nach hinten auch noch verlängert werden!

Also vom September bis Februar!

 

Meine Großmutter hätte das gefreut.

Sie war verliebt in Weihnachten.

„Alle Jahre wieder“ gab es deshalb auch Theater, wenn sie sich von ihrem Weihnachtsbaum trennen sollte.

Man schrieb bereits den Monat Februar, das gute Stück war nur noch ein Schatten seiner selbst, die Nadeln abgefallen und zwischen die Dielenritzen gefallen oder zusammen gefegt und im Kachelofen verheizt.

Bevor sich die Befürchtung ausbreitete, daß er das Osterfest auch noch überleben würde, machte Großvater kurzen Prozess.

Er bugsierte den Baum in den Hof.

Hier wurde er von uns Kindern übernommen.

Zusätzlich zu den hängen gebliebenen Lamettaresten dekorierten wir ihn mit Schleifen, bunten Zopfhaltern und kaputten Weihnachtskugeln und erfreuten uns an unserem Werk.

So kam es, daß der Baum eine zweite Saison und Großmutter eine Entwöhnungsphase bekam.

Bis Großvater irgendwann den ganzen Weihnachtskram endgültig für beendet erklärte, den Baum zerhackte und in‘s Ofenloch schob. Da klingelten schon lange die Schneeglöckchen.

 

Diese Erinnerung überfiel mich kurz vor dem letzten Weihnachtsfest und ich beschloß, unseren Weihnachtsbaum so zu schmücken, wie ich es von meinen Großeltern her kannte. Mit dem alten Baumschmuck - alles silbrig glänzend. Dazwischen jede Menge Lametta, Weihnachtsmänner und Engel aus Schokolade, Fondantkringel und selbstgebackenen Plätzchen.

Es hat nicht ganz geklappt.

Plätzchen habe ich keine gebacken, und der alte Baumschmuck, der uns viele Jahre bei den unpassendsten Gelegenheiten in die Finger kam, war nirgends zu finden.

Nun kann sich ja keiner über ein mangelndes Angebot an Weihnachtsdeko beklagen, und so machte ich mich auf den Weg, die notwendigen Dinge zu kaufen. Leider sind die modernen Dekostücke vom Charme eines stellenweise blinden silbrigen Baumschmuckes, der mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, ziemlich weit entfernt. Und Lametta darf man nicht mehr! (Aber sonst darf man jeden Schrott, oder?)

Nur eine üppige Dekoration aus Schokolade und anderen Naschereien verwirklichte meine kindlichen Träumereien. Nicht für lange, in unserem Haus wohnt ein Schleckermaul. Also präsentiert unser Baum seit dem 2. Weihnachtstag seinen schönen Wuchs ohne wesentliche Sichtbehinderung durch eine eßbare Deko.

Wir hatten eh nicht vor, ihn bis Februar im Haus herumstehen zu lassen. Mit einer zweiten Saison im Hof ist auch nicht zu rechnen, Kinder spielen heutzutage nicht mehr mit ausrangierten Weihnachtsbäumen.

Am Ende spare ich mir eine Menge Entschmückungsarbeit, bevor das gute Stück - gleich nach Dreikönig - in’s Ofenloch wandert.

Kein Grund zum Heulen, heutzutage hoppelt der Osterhase direkt hinein in die Fußspuren des Weihnachtsmanns. Hoffentlich überholt er ihn nicht eines Tages.