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© Theresa Clayton 2015

 

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ZWETSCHGEN-HARAKIRI

 

Zwetschgenmarmelade – Zwetschgenkompott – Zwetschgenkuchen Zwetschgenknödel – Zwetschgendies und Zwetschgendas.

 

Unser Riesenzwetschgenbaum darf uns im Sommer Schatten spenden und wir dürfen beim Spaziergang durch den Garten von seinen Früchten naschen. Von denen, die an den unteren Zweigen hängen.

Das ist der Deal.

Davon, dass wir uns durch seine Überproduktion von ihm terrorisieren lassen und zwetschgenerntend in den Ästen herumturnen sollen, war nie die Rede.

 

Liebling hat eine Leiter unter den Baum gestellt, damit man auch an die oberen Früchte kommt. Wer „man“ ist, hat er mir nicht gesagt.

Ich kletter‘ da jedenfalls nicht hoch!

Ich stamme nicht vom Affen ab.

Außerdem wird mir schon schwindelig, wenn ich bloß von der Teppichkante herunter schau.

Sowieso ist mir die Leiter nicht ganz geheuer.

Bei der handelt es sich um Vaters uralte Holzleiter, und der unterste Holm fühlt sich ziemlich wackelig an.

„Stupsi“, mein „Liebling“ aus Jugendtagen, meinte warnend in meine Richtung, dass man in unserem jetzigen Alter aufpassen müsse, wohin man tritt, sonst würde einen schon ein Staubkorn zu Fall bringen. Wahrscheinlich hatte er nur vergessen, in seiner Warnung die Leiter ausdrücklich zu erwähnen.

Nachdem meine Knochen diese Warnung von Zeit zu Zeit tatkräftig unterstreichen, werde ich einen Teufel tun, und auf Leitern herumklettern.

 

Nun trifft es sich gut, dass sich mit unseren Nachbarn ein reger Tauschring entwickelt hat.

Die Nachbarin gegenüber -schräg rechts, untere Wohnung- beglückt uns mit Kirschen und Pfirsichen. Dafür darf sie bei uns Zwetschgen pflücken.

Die Nachbarn von nebenan teilen ihre Bohnen mit uns. Dafür dürfen sie bei uns Zwetschgen pflücken.

Die Nachbarin von gegenüber -schräg links, untere Wohnung- bringt mir ihre leeren Gläser. Dafür bekommt sie von uns Zwetschgen. Aber als Marmelade hätt‘ sie’s gern: „Wäge uim Glas fang i it a zum Gsells koche!“ (Für Nichtschwaben: Wegen einem Glas fang ich nicht an Marmelade zu kochen)

Und der Nachbar von gegenüber -schräg rechts, obere Wohnung- spendiert Liebling ein Sechserpack. Dafür bekommt er Zwetschgen. Abgepflückte. Mit Kuchen drunter und als Kompott hätte es der Gnädige gerne.

 

Ich kann’s nicht mehr sehen.

Selbst die Früchte haben es satt. Die stürzen sich schon selber vom Baum. Rein in die Hecke. Wo sie sich auf abgeschnittenen Ästen aufspießen.