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© Theresa Clayton 2015

 

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POLITIKERAUFGABEN ?

 

Politiker kümmern sich um viele Dinge, man bekommt die Ergebnisse ihres sich Kümmerns jeden Tag zu spüren!

Neuerdings wird behauptet, sie hätten sich auch darum zu kümmern, den ungezogenen Teil unserer Jugendlichen zur Raison zu bringen.

Deshalb muß ich mal in Berlin anrufen.

Soweit ich mich erinnere, waren früher ja eher die Eltern für die Erziehung ihres Nachwuchses zuständig. Um die Kinder auf das Leben ordentlich vorzubereiten, wurden ihnen von den Eltern für die sogenannte Freizeit eine ganze Liste an Aufgaben gegeben, die dem Tag eine Struktur verliehen und die bis zum Abend abgearbeitet sein mußte. Für dumme Gedanken blieb da wenig Spielraum.

 

Außerhalb des Elternhauses haben Lehrer eine unterstützende Rolle bei der Erziehung gespielt.

Einer meiner früheren Klassenlehrer hatte ein beeindruckendes Repertoire, uns Mores zu lehren. Zu unserem Verdruß hat er sich getraut, von Zeit zu Zeit die Eltern seiner Schüler zu besuchen. So konnte er sich ein Bild über deren familiäre Verhältnisse machen und mit den Eltern unter vier Augen über ihrer Kinder reden. Meine haben gelegentlich ihren Ohren nicht getraut, was sie dabei über mich zu hören bekamen.

Ich weiß das so genau, weil ich erstens an der Tür gelauscht habe und zweitens nach solch einem Hausbesuch schon mal zwingend einzuhaltende Einladungen bekam, eine Zeit lang den Hühnerstall auszumisten (stinkt fies), in den nächsten Wochen Unkraut zu jäten (was ich nicht lange tun mußte, weil ich Unkraut von Kraut nicht unterscheiden konnte) oder im Keller einen Berg Kartoffeln zu entkeimen. Kleiner Auszug aus dem Maßnahmenkatalog elterlicher „Erziehungscamps“, mit denen natürlich  auch meine Schulkameraden konfrontiert wurden.

 

Zeiten ändern sich, aber verflixt, wer hat eigentlich damit angefangen hat, sich große Sorgen zu machen, daß die „armen Kleinen“ bloß nicht zu viel aufgepackt bekommen?

Ein Klaps auf den Po landete plötzlich in der Kategorie Kindesmißhandlung.

Der Begriff Kinderarbeit und die antiautoritäre Erziehung wurden geboren. Die Verantwortung für Kindererziehung verlor sich im Nebel – keiner war mehr zuständig.

Nun soll sie bei den Politikern gelandet sein.

 

Ich möchte also folgerichtig bei der Politik vorschlagen, daß sich jemand aus Berlin auf die Socken macht zu einer Tour in unser Städtchen. Hier gäbe es zwingend Bedarf, mit einigen Eltern unter vier Augen über diverse Mißstände in den Kinderstuben zu sprechen und ihnen zu erklären, wessen Aufgabe es tatsächlich ist, den Sprößlingen Manieren angedeihen zu lassen, die sich dann in respektvollem Umgang mit Mitmenschen und fremdem Eigentum ausdrücken.

 

Worum ich aus aktuellem Anlaß auch gleich bitten würde, wäre, daß dieser Politiker einigen Eltern in Sachen Silvesterböllerei mal derart ins Gewissen redet, daß sie nicht schon lange vor dem offiziellen Beginn des neuen Jahres die Erlaubnis erteilen, auf sämtlichen Straßen unseres Städtchens mit Böllern herumzuknallen. Erst recht nicht am Neujahrsmorgen in aller Herrgottsfrühe, wenn sich unsereins von der Knallerei in der vergangenen Nacht erholen und ein paar Stunden länger schlafen muß.

Der nächste Jahreswechsel kommt irgendwann wieder. Bis dahin hätte ich das gerne erledigt gewußt. Politiker brauchen bei den wichtigen Sachen ja immer ein bißchen.