T
H
E
R
E
S
A

C
L
A
Y
T
O
N
© Theresa Clayton 2015

 

Impressum

Datenschutz

KÜCHENGEHEIMNISSE

 

Finden Sie, dass in Ihrer Küche alles mit rechten Dingen zugeht?

Mich würde das sehr wundern.

Wieso sollte es bei Ihnen anders sein als bei uns und den Leuten, die ich kenne?

Wahrscheinlich haben Sie es nur noch nicht bemerkt. Sie sollten echt ein bißchen besser aufpassen.
Nun stehen uns ja die Weihnachtsfeiertage ins Haus, und wenn Sie Besuch bekommen, haben Sie eine feine Gelegenheit, das mal herauszufinden.

 

Aufgefallen sind uns diese Küchengeheimnisse vor einiger Zeit, als wir unsere Tante besucht haben.

Wir gehen alle gerne hin, denn sie ist ein lieber Mensch und eine Kuchenbäckerkünstlerin.

In ihrem Haus gibt es ein gemütliches Wohnzimmer mit allem, was man benötigt, um sich heimelig zu fühlen – aber irgendwie haben wir uns alle-mal wieder – in der kleinen Küche wiedergefunden, in der man schon mal auf dem Fensterbrett sitzen muss, damit alle Platz finden.

Egal, wer einem ins Haus geschneit kommt, Freunde oder die eigenen Kinder: irgendwann steht alles in der Küche.

 

Man hat ja sowieso schon alle Hände voll zu tun mit der Kocherei und kann eigentlich jetzt im Moment überhaupt keine Küchenherumsteher gebrauchen.

Kümmert das vielleicht irgendjemand?

Nein, sie stehen einem im Weg herum.

Nicht, dass jemand mal die Kartoffeln von der Herdplatte nehmen würde, weil sie gleich überkochen.

Oder in die Backröhre reinschaut, o der Braten nicht zu Kohle mutiert.

Schnatternd und lachend stehen alle vor irgendeinem Küchenschrank herum oder sitzen womöglich noch oben drauf.

Dabei haben wir eine offene Küche.

Der Essplatz ist nicht einmal drei Schritte entfernt.

Dort steht sogar ein Sofa für faule Leute.

Man könnte sich also ruhig schon mal hinsetzen und wäre aus den Füssen.
Ich kann Ihnen sagen: wenn wir Besuch haben, vermieten wir unser Wohnzimmer an andere Leute, weil wir es dann sowieso nicht benutzen.

 

Wer sich ein bisschen für Historie interessiert, der weiß, dass früher die Handwerker ihre kleinen Berufsgeheimnisse und Tricks von Generation zu Generation weitergegeben haben. So, wie es aussieht, sind die wohl bis heute nicht verloren gegangen. Das Geheimnis der Küchenbauer scheint von der Art zu sein, bei dem Magnete eine Rolle spielen. Die „zieh-die-Leute-in-die-Küche“-Magnetstücke verstecken sie, davon bin ich überzeugt, irgendwo in der Küchenwand.

 

Mein Ältester und seine Frau haben sich vor nicht allzu langer Zeit ein Haus gebaut. Sie haben beide  mächtig aufgepasst, dass in ihrer Küche nirgends Küchengeheimnisse versteckt werden können. Geholfen hat es nichts.

Wenn wir uns hin und wieder bei ihnen treffen, machen wir es uns alle rund um den Esstisch gemütlich. Von dort aus kann man über die Theke in die Küche hineinschauen, mit den Kücheninhaber sprechen und ihm bei der Arbeit zuschauen, ohne ihm im Weg herumzustehen.

Das ist sehr praktisch.

Ab und zu finde ich mich auch in der Küche ein.

Später kommt dann noch Liebling.

Und so nach und nach der Rest der Familie.

Auf einmal ist die Küche voll.

Bis die liebste aller Schweigertöchter ein Machtwort spricht und uns alle hinausscheucht.

Dann ist die Küche wieder leer.

Für eine kleine Weile.

Ich bin wirklich gespannt, ob sich das bei Ihnen auch so abspielt.