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© Theresa Clayton 2015

 

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ARMES HUHN!

 

Unsere Politik regelt.

Sie gesteht einer Legehenne den Platz von 1,5 DIN A4 Seiten zu.

Mit Rundumgitter.

Das politisch korrekte Appartement dient Legehenne als Arbeitsplatz, Aufenthaltsraum, Eßzimmer, Schlafzimmer und Toilette.

 

Die EU regelt auch.

Sie sagt, man muß einen ganzen Quadratmeter für 33 kg Masthühner zur Verfügung stellen.

Wüßte man, wieviel qm eineinhalb Seiten eines DIN A4 Blattes sind und wieviel Masthühner auf 33 kg gehen, dann könnte man schnell herausbekommen, ob eines dieser Hühnersorten platzmäßig benachteiligt wird.

Es wäre schön, wenn man eine einheitliche Regelung finden könnte, die einem, ohne große Rechnerei, einen Vergleich erlaubt.
In unserem Supermarkt gibt’s das schon.

Da steht bei jedem Produkt unter dem Produktpreis noch der Kilopreis. Manchmal schreibt einer das Schild, der das mit den Kilos nicht kann, dann steht der Preis für 100 g, damit läßt sich auch rechnen. Und bei Fisch ist es ganz einfach. Da steht der Preis für 10 kg auf dem Schild, obwohl nur ein einsamer Hering drin ist in der Verpackung.

 

Hin oder her, sind das nicht arme Hühner? Immer eingesperrt auf einem DIN A4 Blatt?

Bei meinen Einkaufstouren zu Bauernhöfe und Hofläden in der Umgebung unseres Städtchens habe ich nirgends freilaufenden Hühner entdeckt. Obwohl auf manchen Eierkartons steht „von freilaufenden Hühnern“! Wo laufen die denn frei herum?

Typischer Fall von blindes Huhn“, behauptet Liebling, er hätte schon welche gesehen.

Er hat eine stärkere Brille.

 

Die Hühner meiner Großeltern waren ja damals alle echte Freigänger.

Morgens, wenn man sie aus dem Stall ließ, stolzierten sie gackernd auf Hof und Wiese herum, pickten und fraßen, was ihnen vor den Schnabel kam. Sie haben im Sand eine Kuhle gebuddelt und ein Sandbad genommen.

Oder sind laut gackernd vor dem Hahn weggeflattert, was nicht immer half.

 

Im Hühnerstall, der um vieles mehr Platz hatte, als jedem moderne EU-Huhn zugebilligt wird, waren an einer Seite Stangen angebracht, auf denen sie, Kopf unter dem Flügel, schliefen.

Das geht. Jedenfalls habe ich nie erlebt, daß eins herunterfiel.

An der anderen Seite stand das Gestell mit den Nestern. Schön ausgepolstert mit Heu.

Hühnern, die etwas mit den Augen hatten, die ihre Nester nicht als solche erkannt und in der Folge die Eier sonstwohin gelegt haben, hat man, zur besseren Orientierung, ein Gipsei ins Nest gelegt. War die Arbeit getan, kam die Lieferantin mit einem Riesengeschrei aus dem Nest heraus. Jetzt hat jeder gewußt, es gibt ein frisches Hühnerei.

 

Irgendwann war das Hühnerleben vorbei, dann kam eins von ihnen als Sonntagsbraten auf den Tisch.

Ein Huhn für eine ganze Familie.

Damals haben die Leute noch nicht so viel Hühnerfleisch gegessen. Man hat sich vielerlei Köstlichkeiten mit deren Produkte zubereitet statt gleich den ganzen Lieferanten zu essen. Ein Huhn wurde nur alle Jubeljahre geschlachtet.
Bis es damit so weit war, durften sich die Tiere einer artgerechten Haltung erfreuen.

Heute gibt es einen Stempel auf das Ei. Durch ihn erfährt man, ob die Hühner ein annehmbares Leben hatten. Was man heute halt so darunter versteht.

 

 

 

 

Ob die Menschen, die Platzverhältnisse und sonstige Lebenskonditionen für Hühner festlegen, Ahnung davon haben, was sich ein Huhn wirklich wünscht? Außer, sie hatten vielleicht auch mal Großeltern mit einem Hühnerhof, aber das haben sie inzwischen vielleicht lieber vergessen.