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© Theresa Clayton 2015

 

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KÜNSTLICHE „Düfte?“

 

Meine Nase ist überlastet und hat mit Streik gedroht.

Wo immer sie sich auch hinwendet, überall riecht es nach irgend etwas.

Das gefällt ihr nicht, und von Zeit zu Zeit macht sie dicht.

An den merkwürdigsten Stellen säuselt einem Zimt, Tannennadel, Pfirsich, Parfüm oder dergleichen mehr in die Nase hinein.

Ich habe ja so langsam meine Zweifel, ob das alles echt ist. Dass es sich beispielsweise wirklich um Kaffee und Kuchen handelt, wenn ich diesen Geruch außerhalb von zu Hause erschnuppere.

 

Informierte Menschen wissen, es gibt jemanden, der solche Düfte in seinem Labor herstellt.

Abgefüllt in Flaschen kommt es dann in den Handel.

In allerlei Verkaufsräumen werden sogenannte Duftsäulen aufgestellt, dort kommen solche Labordürfte hinein.

Von dort aus dürfen sie sich ausbreiten wie Schnupfenbazillen.

Fortan riecht es in den Räumen nach den Produkten, die man unbedingt an den Mann oder die Frau bringen will, Produkte wie Leder, Blumen, Kaffee und frische Brötchen, alte Orangen oder sonstwas.

Wo es gut riecht, bleiben die Leute länger und kaufen mehr“.

 

Ich weiß ja nicht.

 

Ob in unserem Städtchen auch solche Säulen herumstehen, habe ich mich gefragt und bin los zum Spionieren.

Gesehen habe ich keine, aber geduftet hat es hier und dort ziemlich. Hat man die Dinger bloß gut versteckt, oder waren die Gerüche echt?

 

Spätestens zu Hause würden wir wohl merken, wenn die im Laden so kräftig duftenden Orangen alte Ladenhüter vom letzten Winter sind. Oder die frischen Brötchen besser gleich zu Semmelmehl gerieben werden sollten.

Kauft man Schuhe, weil sie gut nach Leder riechen, auch wenn man sich damit Hühneraugen einhandeln würde?

 

Ja, und selbstverständlich hat man auch an die Kleinen gedacht.

Um ihnen zu zeigen, wie Blumen, Tannenzweige oder andere schöne Sachen riechen, stellt man jetzt sogar Duftbücher her.

Man rubbelt ein bißchen auf der Buchseite, schon duftet es um die Kindernase herum.

Abgesehen davon, dass man wehrlosen Kindern Chemie in die Nase bläst und damit einen weiteren Grundstein legt für künftige Allergien statt sie zu lehren, was es mit natürlichen Düften auf sich hat, was tut man eigentlich, wenn diese Menschenkinder, die noch nie auf einem Bauernhof gewesen sind, gerne wissen möchten, wie Kühe, Schweine oder Misthaufen riechen oder welch ein Geruch einen im Hühnerstall erwartet?
Packt man diese Gerüche dann auch in Bücher, statt sie dort zu erforschen, wo sie entstehen?

 

Kinder sind neugierig und auf verantwortungsvolle Erwachsene angewiesen, bis sie selbst alt genug sind, die Welt zu begreifen bzw. die Geschäftsgebaren mammonfrönender Menschen zu erkennen.