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© Theresa Clayton 2015

 

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MONDSCHEINGEJAMMER

 

Endlich vorbei der ganze Streß mit Weihnachten und Silvester.

Da wäre es wirklich nicht auch noch nötig gewesen, dass der Mond so voll da oben am Himmel herumhängt.

Vollmond streng mich mehr an als Weihnachten und Silvester zusammen.

Früher fand ich Vollmond schön.

Aber das war zu Zeiten, als ich mit meinem damaligen Liebsten auf dem Parkbänkchen saß und herausfinden mußte, wie Küsse schmecken. Wenn der Mond dann so durch die Bäume schien……!

Heute weiß ich das alles, und die Sache mit dem Mond im Blätterwald hat ihren romatischen Reiz weitgehendst verloren.

Jetzt bin ich froh, wenn er sich nicht blicken läßt, der Mond, weil er mich mit seinem Zu- und Abnehmen an meine eigenen diversen Fehlversuche erinnert und ich ausserdem bei seiner leuchtend runden Anwesenheit allerlei Probleme zu erwarten habe.

Ich kann nämlich bei Vollmond nicht schlafen.

Kurz vorher auch nicht.

Manchmal kurz hinterher auch nicht.

 

Meine ganze Familie tippt sich mehr oder weniger offiziell den Finger an die Stirn, wenn ich davon anfange.

Sie sagen: „Das liegt nicht am Mond!“

 

Nun ist es ja nicht so, dass ich alleine in unserem Haus wohnen würde.

Es steht auch nicht mitten in der Walachei, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

Will heißen: ich leide also nicht unter einem Einsamkeitssyndrom oder dergleichen, wo manche Leute schon mal das Spinnen anfangen.

Um uns herum stehen noch mehr Häuser. Da kann man auf seinen nächtlichen Wanderungen durch sämtliche Zimmer des Hauses ziemlich genau sehen, dass man sich in bester Gesellschaft befindet und so allerhand schlaflose Geister herumspazieren, die zu dieser Zeit eigentlich längst ins Bett gehören, weil sie morgens in aller Herrgottsfrühe wieder aufstehen müssen.

Und über uns in der Wohnung hört man zu Vollmondzeiten Geräusche, die dort normalerweise nachts definitiv nicht zu hören sind.

 

Liebling weist jede Mondanfälligkeit weit von sich. Allerdings sieht der aufmerksame Beobachter merkwürdigerweise immer zu diesen Mondzeiten jemanden, den ich sehr gut kenne, des nachts unseren Gartenweg entlangspazieren. Glimmstengel in der Hand, in den Himmel schauend und mit der Katze sprechend. Welche sich wundert, dass sie zu dieser Zeit persönlich angesprochen wird, die ansonsten aber, völlig unberührt von den Problemen, die unsereins hat, auch bei Vollmond im Garten und wer weiß wo noch herumstrenzt.

Für Katzen ist das normal.

Bin bloß froh, dass zu unserem Haushalt nicht auch noch ein Hund gehört, der jeden Vollmond anjault, dass einem die Haare zu berge stehen. Wenn Sie auch in einem kleinen Dorf aufgewachsen sind, in welchem auf jeden Einwohner mindestens ein Hund kam, dann wissen Sie, wovon ich rede. Nichts finden diese Hausgenossen schöner, als nachts in schaurigen Tönen den Mond anzujaulen. Das fehlte mir gerade noch.

 

Meine Kinder kommen zu diesen Zeiten auch schon mal mit schwarzen Rändern unter den Augen und jammern:

Ich kann momentan überhaupt nicht gut schlafen. Möchte bloß mal wissen, woran das liegt.“

ICH weiß das – aber ich sag‘ nix.