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© Theresa Clayton 2015

 

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Sommerplagen

 

Der Sommer fängt bei mir schon an dem Tag schief an, an dem ich die Uhr eine Stunde vorstellen muß. Dabei ist zu diesem Zeitpunkt vom Sommer weit und breit noch nichts zu sehen.

Als es noch keine ferngesteuerte Sommerzeit gab, hatten wir in unserer Region Sommertemperaturen, bei denen die Strickjacke immer in Reichweite lag. Sogar im Hochsommer.

Damals mochte ich den Sommer.

Bei diesen neumodischen Temperaturen, die man zwar in Afrika erwartet aber nicht im oberen Linzgau, die sich seit einiger Zeit immer häufiger bei uns breit machen, geht so langsam meine gute Laune baden.

Solche Tage halte ich bloß noch im kühl gehaltenen Haus aus.

Fenster zu, Rolladen herunter! Sommerknast!

Erst gegen Abend krieche ich wieder heraus und freue mich auf ein paar entspannte Stunden im Garten bei verträglichen Temperaturen.

 

Von wegen!

 

Kaum hat man es sich im Liegestuhl auf der Terrasse bequem gemacht -  und sich gleich wieder heraus gequält, weil es von irgendwoher zieht oder man nicht an das Weinglas reicht oder die Fliegenklatsche vergessen hat und den Sommerhut aufsetzen muß, weil die letzten Sonnenstrahlen einen blenden, oder alles zusammen - also kaum hat man das alles in der richtigen Ordnung und der Körper beginnt sich zu entspannen, geht es los mit den typischen Sommerabendgeräuschen.

 

Irgendwo beginnt ein Radio zu dudeln, Rasenkantenschneider (wer hat diese Lärmmonster eigentlich erfunden?) und Rasenmäher (kann keiner mehr mit einer Sense umgehen?) knattern durch die Gärten.

 

Der Bauer fährt mit seinem Heuwender auf der nebenan liegenden Wiese auf und ab. Freundliche Menschen kutschieren lautstark ihren Herzrhythmusstörungen verursachenden Musikgeschmack im Auto spazieren.

 

Schwaden von Rauch ziehen durch das Land, im Schlepptau verschiedene Düfte von leckerem Essen. Düfte, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und sämtliche Pläne, heute mal auf das Abendessen zu verzichten, vereiteln. Düfte, die einen veranlassen, schnurstracks in die Küche zu marschieren um vehement den Kühlschrank zu inspizieren, ob sich dort etwas findet, mit dem man seine Appetitnerven wieder beruhigen kann.

 

Kommt man endlich zur Ruhe, zeigt die Uhr eine Stunde später als die gefühlte Zeit – Sommerzeit eben.

Bis auf ein paar motorisierte Verwegene, die testen, wie belastbar die Reifen ihrer Fahrzeuge sind und bei welcher Drehzahl das Getriebe auseinander fliegt, ist weitgehendst Ruhe eingekehrt. Frösche und Amseln haben ihr Unterhaltungsprogramm an Abendserenaden bis zum nächsten Tag eingestellt.

Kleine Fliegen bevölkern mein Weinglas. Sie trinken sich schwimmend ins Delirium.

Mücken machen sich in Scharen über Liebling und mich her, eine Attacke nach der anderen fliegend.

Obwohl es noch gar nicht richtig dunkel ist, räumen wir alles zusammen und gehen ins Haus hinein.

Dorthin, wo ich mich den ganzen Tag schon aufgehalten habe.

Und den ganzen Winter.

 

Gott sei Dank gibt es zwischendurch die kühlen Tage – mit Regen und allen Schikanen. Dann weiß ich wenigstens, warum ich im Sommer im Haus bleibe.