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© Theresa Clayton 2015

 

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LEUCHTEN

 

Wenn früher eine Glühbirne ihren Geist aufgegeben hat,  ist man in den Laden gegangen, hat sich eine neue mit der passenden Wattzahl gekauft, sie zu Hause in’s Gewinde gedreht - fertig war der Lack.

Nichts bleibt wie es ist.

Leuchtmittel auch nicht. Sie haben sich unkontrolliert bis ins Unermessliche vermehrt.

Liebling kann ein Lied davon singen.

 

Als vor ein paar Jahren die Glühbirnenverordnung von der EU über die europäische Menschheit hereinbrach, ließen Liebling und ich uns zu Hamsterkäufen hinreißen.

Ein komplettes Regal im Keller war bestückt mit großen und kleinen Glübirnen jeden Helligkeitsgrades.

Die Schuhe, die ihren Platz dafür hergeben mußten, sind solange ausgewandert. Manche haben wir nie wieder gesehen.

Alles hat einmal ein Ende, so auch unser Hamsterlager. Das liegt in der Hauptsache an der Glühbirnen-Solidargemeinsachft. Geht bei uns nämlich eine von ihnen kaputt, bricht sofort eine Epidemie aus - es folgen in den nächsten paar Tagen mindestens zwei weitere, die von sich behaupten, jetzt sei es aus mit ihnen.

 

Liebling ist für Ersatz zuständig.

Deshalb mache ich mir seit kurzem große Sorgen - ich fürchte nämlich um seine Gesundheit.

Auf seinem Einkaufszettel stand nichts weiter als „2 Glühbirnen 40 Watt“. Keine Kartoffeln oder Grünkohl oder Aufschnitt oder Klamotten aus der Reinigung abholen, nein, nur 2 lumpige Glühbirnen.

Ich wollte schon eine Vermißtenmeldung aufgeben, als er nach mehreren Stunden Abwesenheit mit Zornesröte im Gesicht wieder eintrudelte.

Mindestens 200 Watt strahlten aus ihm heraus!

 

Ich hatte mir einen geharnischten Vortrag anzuhören darüber, dass er sich bei all diesen Leuchtmitteln nicht mehr auskennen würde.

Dass er, nachdem er beim Studieren der Beschreibungen auf den verschiedenen Packungen aus dem kilometerlangen Leuchtmittelregal, völlig durch den Wind war, und, wie blamabel, sogar einen Fachverkäufer fragen mußte, welches Birnlein denn nun in unser Lämplein passen würde und wie hell die dann wohl wäre.

Auf der Packung stünde ein ganzer Haufen irremachender Schnick-Schnack, den kein normaler Mensch ohne Hochschulabschluß verstehen würde, wie zum Beispiel „33 Watt = 40 Watt“ oder „40 Watt = 42 Watt“! (Sie werden verstehen, daß ich keine Garantie dafür übernehme, daß ich alles richtig verstanden habe.) Solche merkwürdigen Bezeichnungen hätten wohl irgendwas mit „Lumen“ zu tun, was ja nun auch wieder nix anderes heißen tät als „Licht“, schnauzt er weiter.

„Je nun“, denke ich so bei mir, „vielleicht geht’s ja mit Übergewicht auch so? „60 kg = 65 kg“ oder irgendwelche Gewichtslumen mal andersrum und meine Waage spinnt?“

 

In der griechischen Mythologie ist Apollon der Gott des Lichtes.

Er ist gleichzeitig auch der Gott der Mäßigung.

Ja und?

Sorgt dieser Apollon etwa für Mäßigung in diesem ganzen Leuchtmittelsalat?

Kann der das überhaupt? Möglichst, bevor Lieblings 200 Watt oder ichweißnichtwieviel Lumen explodieren?

Allerdings ist dieser Apollon auch noch für einen Haufen anderes Zeugs zuständig, und dann ist die Sache mit der „Mäßigung“, um die er sich kümmern soll, ja wohl auch bloß wieder heiße Luft!
„Wer viel anfängt zur gleichen Zeit, macht alles halb, und nichts gescheit!“

Hat mir mal jemand in mein Poesiealbum geschrieben.

Das gilt auch für Götter!

Echte oder eingebildete!