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© Theresa Clayton 2015

 

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BERG BAUEN

 

Ich bin das, was man eine Leseratte nennt.

Wobei ich nicht unbedingt Lieblingsautoren habe.

Eigentlich weiß ich immer erst, ob ich dieses oder jenes Buch lesen möchte, wenn ich ein bißchen darin herumgeschmökert habe.

Fatal ist, wenn ich ein tolles Buch gelesen habe, möchte von dem Autor noch mehr, und es stellt sich heraus, dass dies sein Erstlingswerk ist. Wir lange braucht ein guter Autor, um das nächste Buch fertig zu stellen?

 

Mein Geschmack ist an nichts festzumachen, manchmal mag ich dieses, und manchmal mag ich jenes. Deshalb hat Moni, eine ehemalige Schulkameradin, die in unserem Städtchen in einer Buchhandlung arbeitet und eine schicke Brille hat, auf die ich richtig neidisch bin, es inzwischen aufgegeben, mir Bücher zu empfehlen. Sie wäre einfach nur frustriert mit solch einer unberechenbaren Kundin wie ich es bin.

 

Weil der Autor auf dem Foto im Umschlag so umwerfend ausgesehen hat, habe ich mich hinreißen lassen, einen dicken Wälzer zu kaufen, in dem er über die Entstehung der Erde berichtet.

Viel verstanden habe ich davon nicht, obwohl er sich große Mühe gegeben hat, es auch für einfach gestrickte Gehirne anschaulich zu schildern.

Abstraktes, und das ist für mich die Entstehung der Erde auf jeden Fall, paßt nur begrenzt in mein Gehirn, egal, wie schön der Autor auf dem Foto aussieht.

 

Allerdings habe ich mich schon immer gewundert, wieso die Berge so schief stehen.

Also, ich meine jetzt mal speziell die einzelnen Gesteinsschichten.

Die liegen ja nicht so richtig waagerecht aufeinander sondern ragen schräg nach oben. Ungefähr so wie in unserem Städtchen die Hauptstrasse, die am oberen Ende mit dem „Oberen Tor“ garniert ist - bloß damit Sie wissen, was ich meine. Aber nicht, dass Sie denken, es hätte in unserem Städtchen auch mal ein „Unteres Tor“ gegeben, hat’s schon, das hieß aber irgendwie anders.

Es wird einem in besagtem Buch über die Entstehung der Erde ausführlich erklärt, dass das Entstehen der Berge eine ewige Zeit lang dauerte und etwas mit der Bewegung der Kontinentalplatten zu tun gehabt hätte.

Ich glaube, diese Erklärungen sind ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

 

Bei uns hinter dem Haus liegt ein Industriegebiet, das sich immer näher an unser Grundstück heranpirscht (ich befürchte, dass es irgendwann auch unseren Garten übernehmen wird.) Dort bekommt man derzeit jeden Tag Anschauungsunterricht, wie ein Berg tatsächlich entsteht.

Es ist nämlich so, dass Menschen mit piependen Maschinen in eine vormals schöne grüne Wiese ein tiefes Loch buddeln, alles, was sie heraus gebuddelt haben, mit Getöse auf ein Transportfahrzeug laden, es damit ein paar Meter weiter zu einer anderen Stelle, auf dem einst Getreide wuchs, hinkarren – auch mit Getöse - ausladen, wieder zurückfahren, die nächste Ladung holen und dasselbe in grün damit machen. Zwischendurch kommt eine Planierraupe und planiert mit riesigem Geschepper den Haufen fest, damit die nächste Schicht drauf kann.

 

Damit nicht womöglich jemand verpaßt, dass gerade wieder eine Schicht ausgebuddelt und die nächste Schicht planiert wird – vielleicht will ja einer gleich mitzählen, wieviel

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