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© Theresa Clayton 2015

 

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AUTOBAHNGEDANKEN

 

Siebenhundert Autobahnkilometer zu fahren mit Baustellenhopping alle Nase lang sind ein ziemliches Ende.

Unter der Woche jedenfalls.

Samstags geht’s ein bißchen besser.

Auf den Baustellen, auf denen es unter der Woche wuselt und brummt, an denen sich schon lange vorher kilometerlange PKW- und LKW-Schlangen stauen, ist samstags deutlich weniger los.

Direkt langweilig.

 

Wenn der Verkehr schön behäbig dahinrollt, fange ich gelegentlich an, tiefsinnige Gedanken zu entwickeln und mir Fragen zu stellen.

 

Zum Beispiel, wieso auf dem Standstreifen alle paar Kilometer ein vernachlässigter Schuh auftaucht.

Also, ich meine, die laufen nicht, die liegt da nur rum!

Ohne Fuß drin und ohne Mensch dran.

Wer deponiert auf einem Autobahnstandstreifen einzelne Schuhe?

Und hat derjenige noch ein Ersatzpaar dabei?

Oder läuft der ab jetzt barfuß?

 

Und wieso über ewige Kilometer ein blaues Schild nach dem anderen kommt mit einem einsamen P, wenn ich dringend ein „P-WC“ benötige, und, wenn das dann endlich kommt, wieso Liebling mich jetzt ernsthaft fragt, ob es noch notwendig wäre, dass er dort anhält.

Was denkt er denn, wie ich das Problem in der Zwischenzeit gelöst haben könnte?

 

Weil Autobahnen ganz generell monoton sind, wenn es keine LKWs zum Überholen gibt und wenn für eine kurze Weile mal keine Spinner mit Überschallgeschwindigkeit an einem vorbeifliegen, wenn es keine Staus gibt schon kilometerweit vor den Baustellen und sonstige Übel, die sich auf Autobahnen breit machen, und wenn ausserdem gerade Samstag ist und wir noch lange nicht zu Hause sind, bin ich auch noch lange nicht fertig mit meiner Sinniererei.

 

Zum Beispiel darüber, dass ich ursprünglich aus einer Gegend komme, in der der Samstag nicht Samstag sondern Sonnabend heißt.

Und mich frage, wieso der Sonnabend eigentlich Sonn-Abend heißt, wo doch der nächste Tag Sonn-Tag heißt und wo der Tag ja nach Adam Riese vor (!) dem Abend kommt und nicht erst hinterher.

Bei „Samstag“ braucht man über nichts weiter nachzudenken.

Samstag ist Samstag und hat mit Sonntag nichts weiter zu tun, ausser, daß man lange aufbleiben weil man am nächsten Tag ausschlafen kann, erkläre ich Liebling meinen Gedankengang.

Und weil ich schon dabei bin, ihm meine Weisheiten nahe zu bringen, habe ich ihm gleich noch erklärt, dass es im Schwobaländle schon ziemlich einfacher ist mit den Wochentagen.

Da heißt das Samschtig und Sunntig und Mäntig und Zeischtig und so, und keiner käme auf den Gedanken, dass der Sonnabend erst nach dem Sonntag kommen müßte.

Gell?

 

Ich weiß nicht, ob Sie das schon mal bemerkt haben:

Männer kriegen manchmal so einen eingebildeten Gesichtsausdruck, so von oben runter, wenn unsereins sie in unsere tiefen Gedankenwelten blicken läßt.

So, als wollten sie einem zu verstehen geben, dass man im Oberstübchen nicht ganz richtig sei.

In Wirklichkeit ist es so, daß Männer recht einfach gestrickt sind und uns nur nicht folgen können.
In Wirklichkeit verstehen sie einfach immer bloß Bahnhof, wenn unsereins was sagt.