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© Theresa Clayton 2015

 

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EIN SONNIGER SONNTAG IM FRÜHLING

 

Der Frühling ist da.

Endlich raus - endlich Sonne tanken.

Am Sonntag im Garten sitzen und unter dem Apfelbaum Kaffee trinken.

Woran merkt man, dass Sonntag ist?

Daran, dass die Kirchenglocken zum Sonntagsgottesdienst rufen.

Und am über-über-übernächsten Nachbarn, der seinen Musikgeschmack bekannt gibt. Von „Zimmerlautstärke“ hat er noch nichts gehört. Kein Wunder, wenn seine Boxen so donnern.

 

Es ist also Sonntag, es ist Nachmittag, ich sitze auf meiner Gartenschaukel und versuche zu lesen.

Die Sonne brennt mir auf den Kopf.

Ich schleppe einen Sonnenschirm her und rette meine Gehirnzellen vor dem Austrocknen. Jetzt erwischt die Sonne bloß noch meinen großen Zeh. Wahrscheinlich hat der am Abend einen Sonnenbrand und pellt sich morgen.

 

Aus dem nahen Industriegebiet rechts von mir dröhnen sonntägliche Hammerschläge, Bohrgeräusche, Scheppereien und scheinbar endlose Rangiergeräusche eines LKW.

Von der Straße in meinem Rücken, die früher durch einen Bahndamm begrenzt war, der uns als Lärmbarriere diente, dröhnen heute Motorradgeschwader mit Ihren Krachschleppen herüber. Kaum ist eins durch, knattert und heult schon das nächste heran. Ganze Kerle sitzen da drauf. Die haben Stöpsel in ihren Ohren oder sind sowieso schon ganz taub von den Dezibel, die ihre Maschinen in die Welt schicken.

Über mir brummen Motorflieger.

Kreuz und quer.

Die müssen auch mal raus aus dem Wintermief.

Zwei Häuser weiter spielt eine Anzahl mittelgroßer Kinder im Garten. Sie freuen sich auch über die Temperaturen. Die Mädchen drücken das durch auf- und abschwellendes Kreischen in Tonlagen aus, über die sich jede Opernsängerin freuen würde, würde sie die jemals erreichen.

 

Meine Gedanken wandern zurück in meine Kindheit:

 

Als kleines Mädchen durfte ich hin und wieder sonntags ganz allein zu meinen Großeltern reisen.

Mit der Bimmelbahn, bei der man lieber die Fenster geschlossen ließ, sonst sah man bald aus wie ein Neger. (Es ist mir bekannt, dass das Wort „Neger“ von manchen Menschen, die sonst nichts zu tun haben, mit einem Bann belegt wurde. Ich habe beschlossen, solch einen Quatsch zu ignorieren. Wenn es den Leser stört, kann er ja diese Seite einfach wieder schließen)

Die Großeltern lebten in einem kleinen Dorf – drei Haltestationen von unserem Zuhause entfernt.

 

Ging man über den Hof, durchquerte die riesige Scheune und ließ den eingezäunten Nutzgarten rechts liegen, kam man zu einem Bach, der, eingefaßt von Sumpfdotterblumen, Haselnußsträuchern und dicken Steinen, auf denen man sitzen und die Füße vom leise fließenden Wasser umspielen lassen konnte, in seinem sandigen Bett durch die bunte Wiese floß.
Dieser Bach war damals für mich die Attraktion und mein absoluter Lieblingsplatz.

 

Bis auf das gelegentliche Bellen eines Hundes, das Gackern der Hühner oder das Muhen der Kühe auf der Wiese war Stille überall – Sonntagsstille.

 

 

 

An sonnigen Sonntagen wäre ich lieber wieder dort als hier mit dem ganzen Getöse um mich herum, das die modernen Menschen einem zumuten.

 

Mutter und Tochter sonntags am Bach