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© Theresa Clayton 2015

 

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ICH UND FUSSBALL

 

 

Eigentlich bin ich ja schon lange raus aus dem ganzen Fußballgedöns.

Zu viel Theater und Taktik für meinen Geschmack.

Ich weiß gar nicht, wann ich mir das letzte Spiel angeschaut habe.

Wahrscheinlich bei der WM 2014.

Hat dann aber auch wirklich gereicht.

Obwohl Deutschland damals ja Weltmeister wurde, was irgendwie auch ganz nett war, mich aber nicht wirklich umstimmen konnte.

Bei mir dreht sich der Erdball auch ohne Fußball.

 

Wie aber soll ich meine Abstinenz durchhalten, wenn Liebling bei den Spielen vor dem Fernseher sitzt und leidet?

Leidet wegen irgendwelcher Fehlpässe, wegen unnötiger Rückpässe, wegen Linienrichter aus der Kategorie der drei Affen „nix sehen und nix sagen“. Leidet wegen Fehlentscheidungen der Schiris und so und so und so?

Das hält er alleine nicht durch. Er braucht jemanden an seiner Seite, dem er alles, was schief läuft, erklären kann. Vorzugsweise in einer Lautstärke, die jede Anstrengung der sonst noch anwesenden Personen, den Erklärungen des Kommentators zuzuhören, zunichte macht.

 

Ich lasse mich weichklopfen, setze mich dazu, schau mit und halte Händchen.

Und..... kriege mich zuverlässig mit ihm in die Wolle.

Warum?

Ich zerfließe vor Mitleid....... mit denen, die kaum Chancen haben, das Spiel zu gewinnen.

 

 

 

 

 

 

 

Nach neunzig Minuten, oder nach 120 Minuten, oder womöglich noch – der Schlimmste aller Fälle: nach dem Elfmeterschießen - kommt das dicke Ende, großer Jubel für die Gewinner, alle Kameras auf Trainer, Spieler, Fans und weiteres Gefolge.

 

Und die Verlierer?

Stehen weinend vor den Scherben ihrer Arbeit und schleichen, unbeachtet von allen, mit hängenden Köpfen vom Spielfeld.

Das halte ich nicht so gut aus.

 

Die Spieler sämtlicher Mannschaften, so hat es sich scheinbar eingebürgert, lieben es ja, Hände abzuklatschen. Vor dem Spiel die Hände der gegnerischen Spieler und die der Schiris. Nach der Auswechslung die der eigenen Teamkameraden, die der Physiotherapeuten, der Trainer, der Manager, der Toilettenreiniger und Gott-weiß-wen noch.

Das könnten sie sich für meinen Geschmack alles sparen.

Statt dessen könnten die Gewinner mal nach dem Spiel auf die Verlierer zugehen und ihnen die Hand geben. Ihnen mit einem sauberen Taschentuch deren Tränen abputzen und sie trösten mit einem Hey, tut uns leid, dass ihr das Spiel verloren habt (wäre ja gelogen, aber doch ganz lieb), aber es war uns eine Ehre mit euch zu spielen!“ oder so ähnlich.

 

Um das, was Liebling von meinen Verbesserungsvorschlägen hält, wiederzugeben, ist dies nicht der richtige Platz.

Sie ackern auf dem Rasen herum und erinnern mich bei ihren vergeblichen Versuchen, den Ball erst einmal in die eigenen Reihen und dann auch noch ins gegnerische Tor zu bekommen, an den Hasen aus dem Märchen „Der Hase und der Igel“.

Egal, wie sehr der Hase sich anstrengt, sich die Seele aus dem Leib rennt, der Igel schreit immer „Ich bin schon da!“

Leibchen zupfen ist
verboten