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© Theresa Clayton 2015

 

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BARFUSS

 

Kalte Füße sind unangenehm.
Vor allem, wenn sie nachts – ohne Vorwarnung - aus dem Nachbarbett ins eigene herüberkrabbeln.

Ich mag lieber Füße mit einer Betriebstemperatur, die so beschaffen ist, daß die Füße ihren Job tun, ohne dabei aufzufallen.
Bei mir ist besagte Temperatur immer zu hoch, weswegen ich sie im Winter mittels einer

Barfußrunde durch den verschneiten Garten herunterkühlen muß.
Der letzte Winter war in dieser Hinsicht ein Fiasko.
In der Vergangenheit führten solche Aktivitäten dazu, daß mich mein Vater mit einem bezeichnenden Blick anschaute und Zweifel an meiner Herkunft äußerte. Bei uns in der Familie sind nämlich durchweg die kalten Füße zu Hause.
Wenn Sie mich fragen, dann hat man bei der Herstellung meiner Füße irgend etwas am Thermostat vermasselt, obwohl das alle abgestritten haben, die dafür verantwortlich gemacht werden konnten.

Mein Vater war in der Besorgnis um meine geistige und körperliche Gesundheit nicht der einzige. Kaum sieht mich jemand ohne Strümpfe und Schuhe herumlaufen, geht das Geschrei los:
Huuuuuch, du hast ja gar nix an den Füßen. Du kriegst es ja an den Niiieren! Oder an der Blaaase. Oder einen Schnupfen oder Halsschmerzen oder alles zusammen! Zieh dir bloooß was an!!

 

Für die externe Sommerkühlung habe ich vor kurzem eine Anlage entdeckt, die extra für Leute, bei denen der Fußthermostat  „en panne“ ist, gebaut wurde.

Damit wir uns nicht länger im strumpf- und schuhlosen Abseits bewegen müssen,  hat man für uns „Barfußparks“ eingerichtet. Dort ist es normal, daß man ohne Fußbekleidung herumläuft.

 

Bei strömendem Regen haben Liebling und ich einen Testlauf auf einer dieser Anlagen absolviert.

Über eine Strecke von 900 Metern.

Einen Bruchteil unserer Kinder haben wir mitgenommen, Kinder sind kleine Abenteurer, die probieren auch gerne aus. Auch wenn sie schon jenseits der dreißig sind.

Es ging barfuß über Glasscherben und Schotter, über Kies und Sand, Holzscheiben und Rindenmulch, auf Holzstangen balancierend, etliche Meter wie ein Storch durch einen Bach mit eiskaltem Wasser watend, anschließend knöcheltief durch Matsch und Schlamm stapfend, durch den Wald über einen Teppich aus Tannennadeln, über Baumwurzeln, durch Pfützen und Gras - um schlußendlich an der Fußwaschanlage zu landen, wo man seine Beine mit kaltem Wasser und einer Bürste wieder in einen zivilisierten Zustand bringen konnte. Wenn sie funktioniert hätte. Die Fußwaschanlage.

Ein wahres Paradies.

Endlich offiziell barfuß - ohne Kommentare von besorgten Mitmenschen.

Und außerdem: ein kostenloser Spaziergang, der ein gutes Gefühl hinterläßt – nicht nur in den Beinen .
Und bei mir mit dem Nebeneffekt, daß sich die Fußbetriebstemperatur seither auf „normal“ eingependelt hat.

Vielleicht hilft das ja bei Kaltfüßlern auch.

 

Barfußparks finden sich hier: http://www.kohlraisle.de/barfusspfad.php

Falls Sie mich künftig zu Hause öfter nicht antreffen sollten, schauen Sie einfach mal dort nach.

 

Barfuß Im Schnee