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© Theresa Clayton 2015

 

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ESELEIEN

 

Auf manchen Dorfstraßen sieht man nachts nicht mal die Hand vor den Augen. Stockfinster oder, wie man hier schon mal sagt: „Kuhnacht“.

Keine einzige Straßenlampe brennt.

Und bei manchen Nachbarn leuchtet abends die Deckenlampe mit nur einer Glühbirne drin.

Bestimmt wegen der Strompreise.

 

Meine Großeltern hatten in ihrem Häuschen auch Deckenlampen mit nur einer Glühbirne. Licht brannte ausschließlich in dem Raum, in dem sie sich aufgehalten haben.

Verließ man den und es war sonst keiner mehr drin, knipste man das Licht hinter sich aus.

Liebling ist eine Großstadtpflanze und hält sich beide Ohren zu, wenn ich ihm mit Verbesserungsvorschlägen ankomme, die sich auf dem ländlich einfachen Lebensstil meiner Großeltern gründen.

Bei uns im Haus brennt in jeder Ecke eine Lampe.

Ab Einbruch der Dunkelheit bis es Zeit ist, ins Bett zu gehen.

Das sieht gemütlich aus.

Vor allem, wenn man draußen (!!) im Garten sitzt und hineinschaut.

Deswegen und wegen der hohen Spritpreise muß unser Geldbeutel Vorwürfe über mangelnde Inhalte aushalten.

Hier wollte ich mit meinen Sparmaßnahmen ansetzen.

 

Darüber, wie die Bauern in Anatolien das mit ihren Deckenlampen halten, habe ich noch nichts gehört, aber das Problem mit zu hohen Spritpreisen haben sie clever gelöst.

Sie lassen jetzt einfach ihren Traktor stehen und kaufen sich einen Esel.

Der Treibstoff für Esel besteht aus Gras, Blättern und Kräutern. Das findet sich überall.

Außerdem sind Esel nicht anfällig und werden zwischen 25 und 40 Jahre alt.

So alt wird kein Auto.

Bei Traktoren weiß ich das nicht.

Das sind gute Gründe für einen Eselskauf, aber mein Vorschlag stieß auf taube Ohren.

Liebling fand, daß es merkwürdig aussehen würde, wenn man in unseren Breitengraden mit einem Esel herumliefe. Er jedenfalls täte das auf keinen Fall.

Außerdem seien das störrische Viecher, die aus Gründen, die ihnen wahrscheinlich selbst nicht klar sind, plötzlich stehen bleiben würden und herumbockten.

Alles Zureden würde nichts helfen, und dann könnte man zusehen, wie man sie wieder zum Laufen brächte.

Sparen schon, aber nicht ohne Gefährt mit vier Rädern“ tönt sein Veto und meinte damit wahrscheinlich sein Auto.

 

 

Obwohl ich glaube, daß ich damit nicht seinen Geschmack treffe, habe ich unseren Leiterwagen aus dem Schuppen herausgekramt.

Der hat die vier geforderten Räder.

Mit einem Leiterwagen ist man in der Lage, Lasten zu transportieren, für die weder Einkaufstasche noch Fahrrad geeignet sind.

Sonntagsausflüge könnte man damit auch machen.

Hätte man einen Esel, könnte man den davor spannen.

Was ich allerdings als peinlich empfände, wäre dessen Geschrei.

Wenn ein Esel schreit, überfällt einen unweigerlich der Gedanke, daß es ihm gerade an den Kragen geht - sämtliche Haare stehen einem senkrecht in die Höhe und alle Leute gucken.

Aber, wie’s aussieht, wird das eh‘ nix bei uns, weder mit dem Esel noch mit dem Leiterwagen.

Störrisch sind ja nicht nur Esel!