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© Theresa Clayton 2015

 

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FENSTER

 

Hängen Sie Ihr Bettzeug zum Auslüften auch aus dem Fenster raus?

Bei schönem, trockenem Wetter, meine ich.

Wenn es draußen regnet und stürmt, hängt ja wohl kein vernünftiger Mensch sein Bettzeug aus dem Fenster.

 

In England amüsiert man sich über diese angeblich typisch deutsche Sitte.

Ob man dort bloß neidisch ist, weil deren Fenster eine Sperre haben und sich nur ein kleines bißchen öffnen lassen, und dann auch bloß nach aussen?

Nach aus-sen!

Sowas gibt’s ja bei uns nur noch bei uralten Bauernhäusern mit originaler Befensterung.

Bettzeug paßt dort jedenfalls nicht durch. Bei den englischen Fenstern, meine ich.

Sollte einem Engländer irgendwann das trübe Wetter auf‘s Gemüt schlagen, so daß er das Bedürfnis verspürt, aus dem Fenster zu springen, bliebe er spätestens beim Knie stecken.

Ich glaube, das war der Grund, weswegen die Fenster in England so konstruiert wurden. Naja, bei dem Wetter dort drüben.

Fenster putzen übrigens gehört dort in das Fach „Akrobatik“ und wird in der Zirkusschule gelehrt. Ohne Leiter an der Hauswand und ein Herumgeturne geht wegen dieser seltsamen Fensterkonstuktion nämlich überhaupt nichts.

 

Liebling behauptet, ich hätte einen Fenstertick.

Nur, weil mir sofort alles auffällt, was in Sachen Fenster nicht mit rechten Dingen zugeht?

Und es kommentiere?

 

In unserem Städtchen zum Beispiel gibt es wunderschöne Fachwerkhäuser. Viele von ihnen haben auch die richtigen Fenster. Mit Fensterkreuz und so. Manche jedoch wurden „verschönert“ durch einflügelige glatte Kunststofffenster. Und die dekorativen Klappläden hat man auch gleich abmontiert und dafür Rollädenkästen vorgebaut. Und damit das halbe Fenster zugebaut.

Das soll dann schön sein?

Und dann gibt es ja gelegentlich noch diese Fenster aus den 60er Jahren. Mit einem breiten und einem schmalen Flügel.

Hatten wir auch mal.

Der breite Flügel wurde zum Betten lüften benutzt.

Durch den schmalen paßte gerade noch der Arm, an dessen Ende der Staublappen zum Ausschütteln hing.

Sofakissen aufs Fensterbrett, drauflehnen und mit vorbeidefilierenden Leuten ein Schwätzchen halten ging nur, als wir noch dünn waren wie die Streichhölzer.

 

Runde Fenster gibt es auch.

Wir haben solch ein Bullauge.

Unsere Besucher finden das „entzückend“.

Ich nicht!

Im unteren Teil läßt es sich überhaupt nicht öffnen und oben nur einen Spalt.

Bis heute habe ich weder passende Gardinen noch runde Fensterläden gefunden.

Und dann die Fliegen!

Die haben es immer noch nicht kapiert, daß man da nicht raus kann. Wenn dieses Bullauge von außen schmutzig ist, macht sich bei uns das englische Drama breit mit Leiter an der Hauswand und dem ganzen Trara – mitten in den stacheligen Sträuchern, die Liebling genau unter dem Fenster angepflanzt hat, und der weichen Gartenerde, in der die Leiter einsackt, kaum, dass man seinen Fuß draufsetzt.

Ich mach‘ das nicht!

Die Außenpflege des Bullauges ist inzwischen folgerichtig Lieblings Job - wenn auch nicht sein Lieblingsjob.

Ich spaziere derweil in unserem Städtchen herum und schau mir an, ob alle Fenster zu den Häusern passen und wer so alles sein Bettzeug zum Lüften hinaushängt.