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© Theresa Clayton 2015

 

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FRÜHLINGSGEFÜHLE IN „GRÜN“

 

Wenn Frau unruhig im Haus herumläuft weil es sie überall kribbelt und krabbelt, dann besteht kein Zweifel:

ihre Frühlingsgefühle machen sich wieder breit.

Ich rede hier von hausfraulichen Frühlingsgefühlen, nicht, daß wir uns falsch verstehen. Männliche Frühlingsgefühle sind ganz etwas anderes und auch nicht jahreszeitabhängig.

 

Kaum sprossen also die Krokusse, bekommt die Frau des Hauses das Gefühl, daß dem Wintermief der Garaus gemacht werden müßte.

Um den aus dem Haus zu bekommen, sind allerlei verschiedene Mittelchen notwendig.

Für jeden Putzfall ein spezielles.

Ich bin in dieser Hinsicht ja eher einfach gestrickt.

Ich mach‘ das meiste mit Geschirrspülmittel.

Wegen der Schleichwerbung kann ich nicht sagen, wie es heißt. Auf meinem Einkaufszettel steht jedenfalls „grün“.

Und wenn Sie alt genug sind, dann erinnern Sie sich:

Frau Tilly aus der TV-Werbung von anno dazumals mußte ihre abgenutzten Fingerspitzen in das „grün“ hineintunken, hinterher waren sie wie neu.

Bei mir wirkt das nicht.

Andere Mittel auch nicht.

Wahrscheinlich liegt es an mir.

Vielleicht paßt aber auch nicht immer alles so zusammen wie die Werbung es einem weismachen will.

 

Ich nehme also „grün“, und zwar auch zum Fenster putzen. Obwohl meine Nachbarin behauptet, daß man das nicht soll. Dafür gäbe es „extra etwas“.

Wie kann für Fenster schlecht sein, was für Weingläser gut ist? Ob man sich nun den Wein durchs Glas ankuckt oder den Garten.

 

Die diversen Supermärkte in unserem Städtchen führen alle das, was meine Nachbarin mit „extra-etwas“ meint. Mit Zusätzen von Essig, von Zitrone, oder, ganz exotisch, mit Aloe Vera - von dem ich dachte, das schmiert man sich ins Gesicht. Sogar mit Alkohol gibt’s was, kann aber sein, daß ich mich da in der Abteilung geirrt habe.
Man muß gute Augen haben, um unter all den Produkten das richtige zu finden. Ohne Lupe sind Leute wie ich ohnehin verloren. Ohne Lupe kann ich nämlich nicht nachlesen, wie die Mittelchen zu handhaben sind und wozu sie gut sein sollen. Und zwar,
bevor ich sie gekauft habe.

Das einzige, was ich an Putzmittel ohne Lupe finden kann, sind diese neumodischen Reinigungsgeräte mit speziellen Eimern, die mit noch spezielleren Einsätzen ausgerüstet sind, damit sich die moderne Hausfrau beim Ausspülen und Auswringen dessen, was sie benutzt um ihren Fußboden zu reinigen, nicht mehr die Finger naß machen muß.

Ich komme mit dem Zeug nicht klar.

Um mich im Frühling richtig austoben zu können, brauche ich meinen alten Schrubber und Waffelscheuertücher aus Baumwolle.

Waffelscheuertücher kann man allerdings suchen wie einen bösen Pfennig.

Überall lachen einen einfarbig bunte oder lustig bedruckte Tücher aus Mikrofaser oder sonst einem merkwürdigen Material an.

Im untersten Regal, wo die günstigen Artikel meistens deponiert werden, habe ich dann doch noch eins gefunden. Ich mußte mich dazu auf den Bauch legen, nicht, daß die Supermärktler das unterste Fach mal als Schublade konstruieren würden.

 

Wenn alles parat steht mit grün und Waffeltuch, kann‘s losgehen.

Ich für meinen Teil hätte ja viel mehr Lust, mich einer anderen Sorte von Frühlingsgefühlen hinzugeben. Aber ausser mir findet sich einfach niemand, der sich über den ganzen anderen Kram endlich mal her macht.