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© Theresa Clayton 2015

 

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„.....Früühling, Früüühling wird es nun bald“

 

Wenn ich es nicht am Wetter merken würde, dass der Frühling im Anmarsch ist, dann an Lieblings Verhalten.

Ihn beglücken Frühlingsgefühle der merkwürdigen Art.

Jedes Jahr im Herbst erklärt er, im nächsten Jahr könne im Garten alles wachsen wie es Lust hätte. Er hätte besseres zu tun als seine Zeit zu verplempern mit der Aussaat von Tomaten und Pfeffer und Paprika und Petersilie und dies und das und all den Arbeiten, die so etwas in der Folge nach sich zögen.

Kaum aber ahnt man den Frühling - siehe da - kommt Liebling durchs Gartentürchen marschiert – einen großen Sack Erde unter den Arm geklemmt.

Kurze Zeit später beginnt es im Schuppen zu rumoren.

Ab und zu sieht man ihn auftauchen mit roten Backen, verwuselten Haaren und Fragezeichen in seinen Augen.

Wahrscheinlich sucht er seine „Anzuchtstation“ für unsere Tomatensamen.

Die Station ist recht klein, sie springt einem nicht so ohne weiteres in die Augen.

Vor allem nicht in unserem Schuppen, der die Herberge aller großen und kleinen Dinge ist, die man im Winter nicht draussen lassen kann.

Wie gesagt, eigentlich wollte er ja in diesem Jahr nun endgültig überhaupt nichts mehr anpflanzen. Nicht einmal Tomaten.

Ich habe ihm die daraus resultierenden Konsequenzen in Aussicht gestellt.

Nämlich, dass es bei uns dann einfach den ganzen Sommer über nicht eine einzige Tomate geben würde.

Auch keine sauer eingelegten im Winter.

Und Tomatensoße von eigenen Früchten erst recht nicht.

Er müsse sich überlegen, ob er das aushalten könne – so tomatenlos das ganze lange Jahr.

Diese Attrappen, die heutzutage als Paradiesfrüchte gehandelt werden, kommen mir nicht in's Haus! Ich bestehe auf meine schwarz-gestreiften, von denen jede ein Unikat ist und die sich anfühlen und auch so schmeckten wie Tomaten. Und zwar, bevor man auf die Idee kam, solange daran herum zu laborieren, bis das Ergebnis in Aussehen und Konsistenz eher einem eingefärbten Tennisball gleicht als einer Tomate.  Die Sorte, über welche die EU einen Bann gelegt hat, nämlich den, daß man die nur noch als Zierpflanzen vertreiben darf, was mir völlig wurscht ist, weil wir auch Giersch und sonstige Wildkräuter essen und niemand etwas dagegen sagt, im Gegenteil, und dann laß ich mir auch nicht verbieten, daß es bei uns Tomaten gibt, die noch nach Tomaten schmecken, auch wenn den EU-Fritzen das nicht paßt.“

So! Das saß!

 

Jetzt muss ich mir überlegen, wie ich ihm vorsichtig schmackhaft machen kann, dass er gerne ein Tomatengewächshaus bauen möchte.

Im Geiste tüftel ich schon dauernd an der Konstruktion herum.

Aus Holz soll es sein.

Zwischen Primeln und Gänseblümchen und Schlüsselblumen soll es stehen, eingebettet zwischen Pflaumenbaumruine und Goldregen.

Brombeeren sollen es wie eine Girlande umranken. Vielleicht ließe sich sogar die zartrosa blühende Ramblerrose, die im Goldregen emporklimmt, zu einem Umweg über mein neues Tomatenhäuschen überreden.

Romantisch, gell?

 

Viel Zeit bleibt mir nicht, Liebling von all dem zu überzeugen. Er gibt sich nämlich völlig seinen Frühlingsgefühlen hin und grübelt schon wieder herum, wie er meine Erdbeeren los wird, mit denen ich sein Kräuterbeet aufgepeppt habe und die sich ziemlich breit machen, und wie man den Schilfgürtel dezimieren könnte, der die Sicht auf den Bambus versperrt.

Wahrscheinlich fragt er mich demnächst, ob ich mich nicht bald mal darum kümmern will, wohin die Sommerastern gepflanzt werden sollen, die es jetzt überhaupt noch nicht gibt.