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© Theresa Clayton 2015

 

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GUTES ALTES TELEFON

 

Im Zeitalter der Globalisierung sollte jeder im Besitz einer anständige Telefonanlage sein.

Wir haben uns eine angeschafft.

Anstelle von Rabattmarken bekamen wir zusätzliche Telefonnummern.

Zu den zusätzlichen Nummern brauchten wir zusätzliche Apparate.

Wenn es klingelte, ging keiner mehr dran, weil jeder dachte, der andere macht das schon. Also haben wir uns einen Anrufbeantworter angeschafft, der regelt das jetzt.

 

Die Anlage bekommt ab und zu ihrer Mucken, dann sind wir ausnahmsweise froh, Besitzer eines mobilen Telefons zu sein. Normalerweise kann ich diese Dinger nicht leiden, weil man überall anderen Leuten bei ihren „seht mal her wie wichtig ich bin“ Gesprächen zuhören muß.

In Notfällen ist ein Handy aber ein Segen, vorausgesetzt, man befindet sich außerhalb eines Funkloches. Vielleicht markiert mal einer diese Löcher, damit jeder weiß, daß man sich dort gar nicht erst hinzusetzen braucht, wenn man telefonieren will.

 

Das waren Zeiten, als man nur ein einziges Telefon hatte, mit Wählscheibe und dreistelliger Nummer.

Wollte man so etwas haben, holte man sich einen Antrag bei der Post und füllte ihn aus. Das ging damals noch ohne Hilfe eines Rechtsanwaltes.

Nach einer Weile bekam man seinen Anschluß und einen Telefonapparat dazu. Einheitsfarbe grau.

Mit Wählscheibe.

Selten machte das Gerät Probleme, wenn doch, schraubte man das Plastikgehäuse auf und ruckelte ein bißchen am Innenleben. Half das nichts, bestellte man den Monteur. Das ging, ohne daß man in einer Warteschleife zu hängen hatte, in der ein ganzes Orchester sitzt und Stücke spielt, von denen man eine Ahnung bekommt, wie sich ein Tinnitus anhört.

Man mußte auch nicht lernen, wo im ganzen Bundesgebiet die Störungsstellen Reklamationen annehmen und wieviel Personen dort beschäftigt sind, die nicht miteinander sprechen.

Früher konnte man immer nur mit einer Person telefonieren. Also einer an diesem Ende und einer am anderen Ende.

Bei uns hingen sämtliche Familienmitglieder mit am Hörer, wenn ein Anruf kam. Das war die Geburtsstunde der Konferenzschaltung.

Nachrichten für jemand, der gerade nicht zu Hause war, haben wir auf einen Zettel geschrieben. Der ist schon mal hinter die Kommode gerutscht. In solchen Fällen kam die Nachricht erst beim Großputz beim Empfänger an.

Beim Wählen haben die Damen mit extra langen Fingernägeln einen Stift benutzt, damit es an den Fingerspitzen keine Katastrophe gab.

 

Telefongebühren waren so übersichtlich wie das Telefon selbst. Für zwanzig Pfennige Ortsgebühr konnte man telefonieren, bis einem die Ohren qualmten.

Inzwischen gibt es unüberschaubare Anbieter mit ebensolchen Tarifen.

Neulich wollte ich mal ausprobieren, wie das genau funktioniert mit den Tarifen.

Bis ich die aktuelle Liste gefunden,  den günstigsten Anbietern dingfest gemacht und alles begriffen hatte, war die Liste schon wieder ungültig.

Außerdem hatte ich mittlerweile vergessen, weshalb ich eigentlich telefonieren wollte. Das war, geldbeutelmäßig betrachtet, sparsam.

Wahrscheinlich gibt es irgendwo eine Kamera in unserem Haus, mit der ich bei dieser Tätigkeit beobachtet wurde. Umgehend wurde ich nämlich von einer Dame angerufen, die meinte, wir würden zu viel Telefongebühren bezahlen!

Am nächsten Tag stand ein Mann vor der Tür, der mir erzählte, wenn ich seinen Telefonvertrag unterschreiben würde, könnte ich noch viel mehr sparen als bei der Dame.

Demnächst wird jemand kommen, der mir das Geld zum Telefonieren im voraus schenkt. Und einen grauen Apparat mit Wählscheibe dazu. Mit einer dreistelligen Nummer.

Falls dieser jemand das hier lesen sollte, dann soll er sich mal bitte ein bißchen beeilen.