T
H
E
R
E
S
A

C
L
A
Y
T
O
N
© Theresa Clayton 2015

 

Impressum

Datenschutz

HANDWERKERARBEITEN

 

Wenn Liebling und der Nachbar - auf dem Fußboden liegend - diskutieren, erwartet man die Klärung der Frage, wie man den Heizkörper von der Wand bekommt, damit man dahinter tapezieren kann.

Am Ende musste ich den Fachmann von zwei Straßen weiter um Hilfe bitten.

Der kam, baute im Handumdrehen das Geräte ab und versprach, am nächsten Tag wiederzukommen um es wieder anzuhängen, weil wieder keiner von uns aufgepaßt hat, wie’s geht.

 

Heizkörper ab und wieder an sind nicht die einzigen Probleme, die zu lösen sind, wenn bei uns die Wände neu herausgeputzt werden sollen.

 

Steht auf der Tapetenrolle „trocken abziehbar“, glaube ich kein Wort.

Bei uns funktioniert das nie.

Wahrscheinlich, weil keiner das richtige Ende zum Abziehen finden kann.

Deshalb und wegen Faulheit kleben zwei Schichten Tapeten übereinander.

Die obere bekommt man nicht ab, die untere ist eine 127jährige Rauhfaser.

 

Wenn man einmal faul war, muss man hinterher doppelt und dreifach so viel arbeiten, das weiß jedes Kind.

 

Nachdem ich jahrelang mein bestes Fleischmesser zur Verfügung gestellt habe, um die Bahnen zuzuschneiden, haben wir uns den Luxus eines neuen Tapeziermessers geleistet.

Auf diesem Tapeziermesser kann man bis nach Berlin reiten, ohne sich weh zu tun.

 

Eine große Hilfe beim Tapezieren ist ein guter Tapeziertisch.

Unserer ist so alt, dass man es nicht beschreiben kann, „er wackelt wie ein Kuhschwanz“.

An seiner Längskante sind verschiedene handschriftliche Maßmarkierungen, die man nur noch unvollständig lesen kann. Das ist der Grund, warum wir öfter mal zu lange oder zu kurze Bahnen abschneiden. Da wir schräge Wände haben, kleben wir sie dorthin, wo sie gerade passen.

 

Als unsere neuen Tapeten endlich angebracht waren, ging das Theater mit den Wandlampen los. Die kamen mit dem ungewohnten Hintergrund nicht zurecht. Obwohl Liebling alle Kabel zuerst richtig und dann kreuz und quer miteinander verbunden hatte, blieb alles dunkel.

Ich sagte: „Mach einen neuen Schalter dran!“

Er: „Am Schalter kann’s nicht liegen, der ist fast neu! Der Kurt muss her!“

Der Kurt, müssen Sie wissen, ist ein ehemaliger Schulkamerad, der seinerzeit unsere Probleme schon kommen sehen und deshalb den Beruf des Elektrikers erlernt hat.

Der Kurt hat einen neuen Schalter eingebaut!!

Dass es danach beim Licht anknipsen hinter der Lampe ziemlich geknallt hat, daran war nicht er schuld.

Neben einem neuen Lichtschalter und einer fachmännischen Lampenverkabelung haben wir vom Kurt auch ein bißchen Unterricht über sein Imkerleben bekommen und einen Honig in Auftrag gegeben.

Summa summarum sind jetzt fast alle Probleme gelöst.

 

Einer muß bloß noch, farblich passend, den halben Millimeter Hintergrund nachmalen, den man zwischen manchen Tapetenbahnen sehen kann, weil die Tapezierer (ich will hier keine Namen nennen) mit dem Ankleben wieder nicht abwarten konnten, bis der Leim anständig eingezogen war.

 

Bei uns dient das Tapezieren nicht nur der Verschönerung. Es ist auch eine soziale Angelegenheit. Es stellt sicher, dass wir mit unseren Nachbarn und den Handwerkern am Ort im Gespräch bleiben.