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© Theresa Clayton 2015

 

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HANNI  IM BACKPULVER

 

Bei uns ist ein tierisches Kommen und Gehen.

Alle möglichen Viecher fühlen sich hier zu Hause.

Manche bleiben ein bißchen länger, manche ein bißchen kürzer.

 

Unsere Katze „Mulle“, die vom Filius einst schwer verletzt von der Straße aufgelesen, heim gebracht und gesund gepäppelt wurde, hatte es ganze 18 Jahre mit uns ausgehalten, bevor sie das Zeitliche segnete.

Mulle wurde ziemlich hofiert. Im Alter hatte sie einige Macken entwickelt, speziell, was die Nahrung und die Nahrungsaufnahme betraf.
Hat Liebling alles mitgemacht.

Ich auch!
Wir hatten die gesamte Supermarkt-Katzenfutter-Kollektion im Haus – für jede Tageslaune etwas anderes.

 

Im Juni stand plötzlich ein Umleitungsschild vor unserer Terrasse.

Eine Vogelmama hatte mitten hinein in die Weinblätter ein Nest gebaut und gedachte, ihre Jungen dort aufzuziehen.

Wir wurden verbannt.

Es hat sie nicht interessiert, dass wir die Terrasse für gewöhnlich als Platz für unseren privaten Feierabendhock nutzen.

Was sie bei ihrem Hausbau nicht bedachte: das Vogelnest klebte direkt auf einer hölzernen Rankhilfe, so war es für einen Unhold, der Jungvögel für eine Delikatesse hält, ein leichtes, sich zwei der Kleinen zu holen. Von den vormals vier Piepmätzen blieben nur zwei übrig.
Zuerst sahen wir von der Brut nichts weiter als aufgerissene gelbe Schnäbel, später dann kleine Puschelköpfchen und eines Tages saßen sie im schicken Federkleid oben auf dem Nestrand, schauten in die Welt und flogen, eines nach dem anderen, ohne „tschüß“ zu sagen, einfach davon.

Das Umleitungsschild durften wir selber wegräumen.

Jetzt haben auch schon die Ameisen Wind davon bekommen, dass man sich bei uns problemlos einnisten kann. Neulich spazierte eine ganze Armada im Haus herum, keiner weiß, durch welche Ritze sie hereingekommen sind. Alle Versuche, die Bande wieder loszuwerden, scheiterten.

Die Nachbarin meinte: „Backpulver, des däd helfe, glaubetses!“

Also habe ich zwei Wochen lang keinen Kuchen gebacken und das gesparte Backpulver auf die Ameisen-Marschroute gestreut. Nun sind alle Ameisen weg und ab sofort gibt es bei uns sonntags wieder Kuchen.

Die Ameisen habe ich kürzlich im Schnittlauchbeet entdeckt.

Die Reste des Backpulvers, welches als Abschreckung gegen einen neuerlichen Ameisenbefall liegen blieb, dienen nun als Versteck für Hanni.

Hanni ist ein Angsthase.

Sie wohnt schon länger bei uns, vielleicht ist es auch einer ihrer Nachfahren, so genau weiß ich das nicht, die stellen sich einem ja nie vor. Jedenfalls erschreckt sie sich immer sehr, wenn einer von uns in ihre Nähe kommt. Dann flitzt sie zum Backpulverhäufchen, steckt den Kopf hinein und denkt, man würde sie nicht sehen.

Liebling meint, wenn man ein Tier nicht loskriegen kann, dann muss ihm einen Namen geben. Deshalb heißt Hanni halt Hanni.

Hanni ist übrigens eine klitzekleine Spinne. Mit ganz schwarzen Augen – vermutlich stammt sie aus Spanien oder Italien.

Fehlt bloß noch, dass uns unsere Fische aus dem Teich auch noch auf die Pelle rücken.