KREISVERKEHRT ?
Auf unseren Straßen machen sich die Kreisel breit.
Sie sollen Verkehrsteilnehmern helfen, mit Kreuzungen leichter zurecht zu kommen.
Ich weiß nicht, ob das was hilft.
Liebling machte jedenfalls in Kreisel immer „tz-tz-tz“ und schüttelte den Kopf.
Lange Zeit habe ich mir deswegen Sorgen um ihn gemacht.
Man weiß ja nicht, wohin so etwas führt, dieses ständige „tz-tz-tz“.
Irgendwann hat er eingesehen, daß sein „tz-tz“ nichts hilft.
Daß bei den meisten Leuten der Groschen einfach nicht fällt, wie man sich im Kreisverkehr richtig verhält.
Liebling hat massenhaft Erfahrung in solchen Dingen, in seinem Heimatland hat man schon vor langer Zeit sämtliche Kreuzungen rund gemacht.
„Beim Kreisverkehr gibt es ein paar Eckpunkte (Eckpunkte!!),“ sagt Liebling, „die man beachten muß, damit alles glatt läuft! Man fährt nicht quer über die Insel - mitten durch die Blumenrabatte - wie das manche Leute fälschlicherweise glauben, sondern immer schön scharf am inneren Rand, bis das Auto fast umkippt. Einige haben das kapiert, das sieht man an den Reifenspuren. Erst wenn man den Kreisverkehr verlassen will, blinkt man und ordnet sich rechts ein. Dabei muß man auf die Leute aufpassen, die zwar auf Autobahnen immer links fahren, im Kreisverkehr sich aber merkwürdigerweise daran erinnern, daß in Deutschland ein Rechtsfahrgebot existiert!“
„Leute,“ lehrt Liebling weiter „die in den Kreisverkehr hinein wollen, haben draußen so lange zu warten, bis es eine Lücke gibt, die groß genug ist, daß ihr Auto hineinpaßt!“
Manchmal gibt es aber über längere Zeit keine Lücke.
Wenn zum Beispiel ein Traktor angetuckert kommt, der nicht nur seinen vollen Anhänger hinter sich herzieht sondern auch noch eine ganze Autocorona mit genervten Fahrern.
Oder wenn manche Leute nicht wieder herausfinden. Aus dem Kreisverkehr.
Wir zum Beispiel, wir fahren in fremden Ortschaften so lange darin herum, bis ich
weiß, welche Ausfahrt wir brauchen.
Unser Auto besitzt nämlich kein satelitengesteuertes
Navigationsgerät.
Bloß mich.
Ich muß draußen nach den richtigen Schildern schauen
und drinnen gleichzeitig die Straßenkarte lesen. Mit nur zwei Augen. Liebling behauptet,
ich sei in so was ein hoffnungsloser Fall.
Das ärgert mich, es ist nicht meine Schuld
wenn Kartografen keine Ahnung haben, wie man Straßenkarten richtig anlegt. Egal,
wie rum ich die Karte drehe, entweder ist der Straßenverlauf falsch oder die Schrift
steht auf dem Kopf.
Wie soll man da irgendwohin finden?
Da fällt mir ein, ich muß nächstens zum Augenarzt. Meine Augen schauen beide in völlig unterschiedliche Richtungen. Und das ist nicht angeboren.
Was mir am Kreisverkehr nicht so gefällt, sind die dekorativen Gestaltungen der Inseln innen drin. Immer nur Blumen und Unkraut. Das haben die meisten Leute zu Hause. Nützlich und hilfreich wäre, wenn man sie für eine Weile den Menschen überlassen könnte, die behaupten, sie seien „reif für die Insel“. Gute Inseln sind rar, hier gäbe es Alternativen. Bei uns in der Nähe hatte man vor einiger Zeit auf einer Kreisverkehrsinsel schon dekorative Mauern gebaut, hinter denen es sich die künftigen Insulaner bequem machen können.
Warum das nun Stück für Stück wieder abgetragen wird, weiß ich nicht. Ich vermute, dass sich jemand zu Hause seine ganz private Insel mit dem Material baut.
Die Pflanzen hat er nicht mitgenommen, die sind jetzt alle vertrocknet.