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© Theresa Clayton 2015

 

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PAARHUFER

 

Liebling sagte, in unserem Garten gäb’s keine, ich hätte das nicht richtig gesehen, schließlich wäre es stockfinstere Nacht gewesen.


Hirschkäfer könnte ich nachts nicht erkennen, aber wenn ein Reh durch unsere Gartenhecke springt und kurz vor unserem Auto über die Straße spurtet, weiß ich, was ich gesehen habe.

Wenn auch unsere Straße beim winterlichen Schneeräumen nicht unbedingt zum Stadtgebiet sondern eher zu Sibirien gehört, beleuchtungsmäßig hat man sich nicht lumpen lassen und uns ein paar Straßenlampen hingestellt.

Die leuchten sogar.

Manche davon sogar die ganze Nacht.

Und deswegen habe ich auch deutlich gesehen, dass besagtes Reh aus unserem Garten geschossen kam.

Es gibt nun aber Leute, die immer alles besser wissen und sich erst überzeugen lassen, wenn man ihnen Beweise präsentiert. Also stapfe ich am nächsten Tag hinaus, noch mit meinen Hauspantoffeln an den Füßen und mit Zornesröte im Gesicht ob der geäußerten Zweifel, und zeige auf die eindeutigen Spuren: im Garten, durch die Hecke hindurch, die das Grundstück eingrenzt, und außerhalb der Hecke – alles voll mit Spuren!
Paarhufer!
REH!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn im Kreuzworträtsel nach einem scheuen Waldtier gefragt wird, kommt immer „Reh“ heraus. Und natürlicherweise bekommt man sie immer nur aus der Entfernung zu Gesicht. Wieso trauen sich diese Tiere auf einmal, in unserer Siedlung und in unseren Gärten spazieren zu gehen? Sogar mitten am Tag, so dass die Autofahrer anhalten, um sich das Tier aus der Nähe anzuschauen, und die Kinder ganz aus dem Häuschen sind, und Liebling mit dem Fotoapparat herumrennt, um das Ganze für die Ewigkeit festzuhalten?

 

Möchte mal wissen, woher die Rehe überhaupt wissen, dass in Nachbars Garten vom vergangenen Herbst noch so viele Äpfel auf dem Boden liegen geblieben sind. Wahrscheinlich haben sie Maulwürfe engagiert, welche auskundschaften, wo im Winter etwas zu holen ist. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, wieso liegen entlang der Erdhügel so viele Wodka- und Weinflaschen herum? Hunderte! Gelegentlich räumt die jemand weg, aber keine drei Tage später liegt wieder alles voll.

Besäuft sich das Viehzeug etwa auch noch?

Liebling glaubt mir das auch schon wieder nicht: „Maulwürfe (!!) saufen keinen Alkohol!“
Ach nee?

Und die Rehe?

 

 

Reh in Nachbars
Obstgarten