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© Theresa Clayton 2015

 

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PAPRIKASIEDLUNG

 

„Aaaach, Sie wohnen in der Paprikasiedlung!“, war der Ausruf, nachdem ich lang und breit erklärt hatte, wo genau unser Häuschen steht.

 

Dass der Name heute noch jemandem geläufig ist?

Die „Paprikasiedlung“ entstand nämlich 1964, mitten im Niemandsland, auf einer großen Wiese, auf der sich bislang nur des Grundbesitzers Rindviecher tummelten. Weit und breit war nichts weiter zu sehen als Wald, Wiesen und Kühe.

Auf dem Foto, das vom damals auch noch unbebauten Galgenbühl aus geschossen wurde, hat man eine der Entstehungsphasen festgehalten.

Festgehalten wurde auch, was man zu der Zeit noch nicht sehen konnte: Keine Tankstelle, keine Supermärkte (jetzt alle auf einem Haufen), keinen Seepark, noch nicht einmal den See vom Seepark. Und von einem Industriegebiet, das sich heute immens ausbreitet, auch noch keine Spur. Freie Sicht bis zum nächsten Dorf.

Bei einigen der ersten „Siedler“, die ihre Häuschen in der Paprikasiedlung bauten, handelte es sich um sogenannte Donau-schwaben.

In deren Küche wurde viel mit Knoblauch und scharfem Paprika hantiert. Wahrscheinlich leitet sich „Paprikasiedlung“ davon ab. Aber so genau weiß ich das nicht. Auch nicht, warum man zur Namensgebung ausgerechnet Paprika herangezogen hat und nicht den Knofl.

 

Der Name Paprikasiedlung paßt eigentlich nicht mehr. Die ursprünglichen Gründer oder deren Nachkommen leben entweder nicht mehr hier oder haben das Zeitliche gesegnet.

Inzwischen ist die Paprikasiedlung erwachsen geworden und hat sich von ehemals fünf Doppelhäusern zu einem richtigen Stadtteil ausgewachsen.

Wie das so ist, wo viele Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern wohnen, tummeln sich neben fremden Sprachen und dem Duft von Knoblauch auch allerhand fremdartige Gewürze, die unsere heimischen Nasen- und Geschmacksnerven nicht kennen.

Wie bei Liebling.

Hat er nämlich Küchendienst, kommen auch Gewürze zum Einsatz, von denen ich noch nie gehört habe.

Und über all seinen Kreationen wabern dicke Knoblauchschwaden.

Ich bin eine halbe Nachkommin der donauschwäbischen Erstsiedler, bei mir gehört in erster Linie scharfer Paprika zum täglichen Leben.

 

Im Andenken an die Gründer der Siedlung -  und um dem Namen „Paprikasiedlung“ wieder zu neuen Ehren zu verhelfen, hat Liebling neulich Paprikapflanzen in die Erde gebuddelt.

 

Wir hoffen, das Schneckengesocks, das sich schon wieder aus allen Richtungen anschleicht, respektiert das.

 

 

 

Kuh
Kuh
Paprikasiedlung im Aufbau 1964