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© Theresa Clayton 2015

 

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ALTES LEXIKON

 

Rastplätzen wurden gebaut, damit Reisende sich von Reisestrapazen erholen können, dachten wir, bogen rechts ab, runter von der Autobahn in Richtung Parkplatz und hinein ins Vergnügen:
rasten, Beine vertreten, picknicken und nicken im Gras ohne pick.

 

Allein, die Zivilisation hat uns wieder vertrieben.

 

Im Lexikon steht, Zivilisation seien „die technisch fortgeschrittenen, verfeinerten äusseren Formen des Lebens und der Lebensweise eines Volkes“.

 

Mein Lexikon ist ein alter Schinken von 1974.
Manche Aussagen scheinen überholt zu sein.
Was die Zivilisation auf Rastplätzen betrifft, müssen sie Lichtjahre hinterher hinken. „Verfeinerte äussere Formen“ sind uns dort nur wenige begegnet. Eigentlich überhaupt keine.

 

Vom Gedanken her sind Erholungsplätze eine feine Sache.

Einladende Park- und Grünanlagen mit Bänken und Tischen unter Bäumen stehen parat und warteten auf ihre Besetzer.

Auf den angelegten Wegen könnte man eine Runde drehen, für das Kleinvolk wurden sogar Spielplätze angelegt.

Aber das alles zu geniessen, stellt sich als schwierig heraus.

Besonders im Sommer.

Herrchen und Frauchen führen dort ihre Hunde herum, damit sie auf dem Rasen, auf den Wegen oder an den Bäumen ihr Geschäft erledigen können.

 

Andere Hunde, dem Aussehen nach ein Rollschinken auf Stummelbeinen und deshalb nicht mehr in der Lage selbst zu laufen, werden fürsorglich vom Auto zur Anlage getragen, damit diese armen gemästeten Geschöpfe auch ihren Teil zum Geschäft beitragen können, mitten hinein zwischen tobende Kinder.

 

Obwohl Toiletten vorhanden, tun es manche Menschen den Hunden gleich, die Aktion für jeden sichtbar – die unappetitlichen Hinterlassenschaften ebenso.

Toilettenpapier, gefüllte Papierwindeln, leere Flaschen sowie allerlei anderer Unrat dekorieren den Rasen und die Plätze um Bäume und Büsche.

Müde Menschen halten wegen der bulligen Hitze in ihren klimatisierten Fahrzeugen bei laufendem Motor ein Schläfchen; Abgase und Lärm ihrer Fahrzeuge machen zumindest den Schläfern nichts aus. Das fällt wohl unter die Kategorie „technisch“ fortgeschrittene Form der Zivilisation.

Dass die Distanz vom Auto bis zum Mülleimer als nicht zumutbar erachtet und deshalb die vollen Aschenbecher direkt neben dem Auto ausgeleert werden, muss demnach die „verfeinerte“ Form sein.

 

Ähnlich zivilisiert präsentierten sich auch andere öffentliche Plätze.

Unser Parkhaus in der Stadtmitte zum Beispiel, von dem manche zu glauben scheinen, dass es sich um eine öffentliche Bedürfnisanstalt und um einen großzügig zu benutzenden Mülleimer handelt.

Wen wundern da noch Schmierereien an Hauswänden, „vergessene“ leere Verpackungen in Einkaufswägen vom Supermarkt oder das standhafte Ignorieren der Hundetoiletten in unserem Städtchen?

 

Schön zivilisiert, unsere Gesellschaft, oder?

Und dabei so vorbildlich für den Nachwuchs!

 

Liebling meint: „Das passt alles hinten und vorne nicht zu der Aussage unseres Lexikons, wir brauchen jetzt unbedingt mal ein neues.

Damit wir informiert sind, wie Zivilisation heutzutage funktioniert und nicht immer aus allen Wolken fallen, wenn wir mit seinen Feinheiten konfrontiert werden“.