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© Theresa Clayton 2015

 

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SOCKEN STOPFEN

 

Jetzt ist schon wieder ein Loch drin.

Ich reiße mich nicht um diese Arbeit, aber mit Liebling ist nicht zu rechnen.

Hier rächt sich meine strikte Trennung von Männer- und Frauenarbeit, auf der ich immer dann bestehe, wenn es mir in den Kram paßt. Wenn ich über löchrigen Strümpfe meckere, ernte ich höchstens ein Schulterzucken - Socken stopfen? Frauensache!! – tönt die Retourkutsche.

 

„Die Fadengitter immer schön gleichmäßig!“, so haben wir das in der Schule gelernt, sonst gab es ein tadelndes Wort von unserer Handarbeitslehrerin, die sich nicht dafür interessierte, daß mir das Stopfei immer weggerutscht ist, die Nadel viel zu klein für das Riesenloch oder der Faden in der Nadel zu kurz war, um das Loch in einem Durchgang zu stopfen. Ich habe bis heute einen zu kurzen Faden in der Nadel, weil meine Mutter den Spruch „langes Fädchen – faules Mädchen“ drauf hatte. Ich wollte kein Mädchen sein, das zu faul ist zum Einfädeln.

Kaum waren meine Reparaturarbeiten einigermaßen vorzeigbar, fand Mutter zu Hause jede Menge schadhafter Socken, an deren Ausbesserung ich mich fortan zu beteiligen hatte. Im Nachhinein glaube ich, daß manche Socken herhalten mußten, um mich von irgendwelchen vermeintlichen Dummheiten fernzuhalten. Eltern hatten damals ja so ihre kleinen Trickkisten.

 

Wieso Jungs solche Sachen nicht lernen mußten, möchte ich mal wissen. Socken stopfen und dergleichen.

Auf meine Frage an einen früheren Klassenkameraden, was sie eigentlich während unserer Handarbeitsstunde gemacht hätten, behauptete er, bei ihnen stand in dieser Zeit „Werken“ im Stundenplan - um anschließend zu erzählen, was sie alles so gebastelt hätten. Falls jemand seine „Bastelarbeit“ noch hat oder ein Foto vom Werkraum in der Härleschule in den frühen Sechzigern, der soll mir das mal zeigen.

Ich kann mich weder an einen Werklehrer noch an einen Werkraum erinnern.

Was nicht viel heißt, an unseren Kochraum, in dem wir gelernt haben, wie man Eier sauber trennt, wenn man von hinten angerempelt wird, oder wie Salzkartoffeln schmecken, die von mindestens drei Mitköchinnen gesalzen wurden, kann ich mich auch nicht mehr so richtig erinnern.

 

Was wir damals in der Schulküche gekocht und gebacken haben, gab immerhin genügend Selbstsicherheit, um zu versuchen, zu Hause der Mutter ins Küchenhandwerk zu pfuschen und alles besser zu wissen.

Mittlerweile hat sich die Erkenntnis breit gemacht, daß Muttern generös genug war, um den Größenwahn des Nachwuchses, nach ein paar Schulkochstunden nun alles übers Kochen und Backen zu wissen, nicht weiter zu stören sondern abzuwarten, bis das Leben die Dinge von alleine zurecht rückt.

 

Möcht’ mal wissen, wie man vom Socken stopfen auf‘s Kochen kommt.