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© Theresa Clayton 2015

 

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TEETRINKER

 

Die Engländer sind besonders bekannt für ihre Höflichkeit und ihren Teekonsum.

Sollten Sie sich demnächst dort aufhalten und irgend etwas geht schief, so daß Sie, am Boden liegend, um Ihre Gesundheit ringen – nur mal so als Beispiel – wird man Sie zu erst fragen:

Geht es ihnen gut, möchten Sie eine Tasse Tee?“, bevor man auf die Idee kommt, den Notarzt zu rufen.

Tee hilft den Engländern, alle mißlichen Lebenslagen mit Anstand zu überstehen.

Sie selbst haben dann, auch wenn es nur mit letzter Kraft geht, zu antworten:

Nein danke, ich bin in Ordnung!

Nur damit Sie Bescheid wissen und hinterher nicht sagen, „Das hab‘ ich nicht gewußt“!

Sind SIE in unserem Kaffeetrinkerland in vergleichbarer Situation gefragt worden, ob es Ihnen gut geht und ob Sie einen Kaffee möchten?
Ich noch nie.

Liebling ist Engländer und Teetrinker vor dem Herrn. Sein langjähriges Leben in Deutschland hat daran nichts geändert.
Als er in mein Leben schneite, musste ich mein ursprüngliches Tassen- und Teelöffelkontingent um das Dreifache aufstocken, weil sämtliche Tassen und Teelöffel über den Tag verteilt in der Spülmaschine landen.
Damit dürfte klar sein, warum wir bei uns am fortgeschrittenen Nachmittag nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.

Obwohl unser Land also nicht das Land der Teetrinker ist, gibt es im Supermarkt Teevariationen für alle Lebenslagen. Kilometerlange Regale voller bizarrer Kreationen. Chemisch aufbereitet von „Lebensmittel-Chemikern“, die ihrer Fantasie, wie sie den geneigten Verbraucher einseifen können, freien Lauf lassen.

 

Und dann suchen Sie aber mal nach einfachen, unverfälschten Fenchelsamen. Weil es in Ihren Innereien herumgrummelt und Sie sich einen Fencheltee aufbrühen wollen, damit sich das Getöse wieder beruhigt.

„Fenchelsamen gibt es bestimmt im Reformhaus“, teilte man mir auf Nachfrage mit.
Sie scheinen ein exotisches Produkt geworden zu sein. Früher gab’s die in jedem Laden.

 

Ich finde diese Entwicklung ziemlich merkwürdig.

 

Und merkwürdig finde ich außerdem, dass bei uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite neuerdings ein Teebeutelstrauch wächst (das Beweisfoto hierzu kann ich nicht mehr finden, aber andere Leute haben das auch schon fotografiert wie Sie sehen).

Um welche Sorte es sich handelt, weiß ich nicht. Aber ich wollte das hier erwähnt haben - für den Fall, dass Sie auf unverfälschte Teebeutelgenüsse aus der freien Natur stehen.
Deswegen habe ich diese Glosse überhaupt geschrieben.

Nicht, dass ich sonst nichts zu tun hätte.