Amtsanmaßung?
Wenn Liebling glaubt, eine meiner Äußerungen sei intelligenzmäßig nicht ganz ausgereift, tippt er sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
Ich tu dasselbe mit meinem Finger, wenn er mich fragt, ob ich den Aschekasten geleert, Holz hereingeholt und Feuer gemacht hätte. Im Winter, versteht sich.
„Frauenarbeiten“ und „Männerarbeiten“ sind strikt zu trennen.
So schließt man Amtsanmaßungen
aus, der häusliche Frieden bleibt gewahrt.
Der Ofen ist Männersache!
Frau ist nicht immer konsequent, ich wollte auch mal den Ofen anheizen.
Also ruckel
ich den vollen Aschekasten heraus, nehme den leeren Holzeimer und gehe hinaus in
den Wintermorgen.
Richtung Holzlager.
Zwei Schritte aus der Haustüre hinaus, und ich fliege in hohem Bogen die Eingangsstufen
hinunter.
Was ich für Morgennebelfeucht halte, ist heimtückisches Glatteis.
Mein Pantoffel
fliegt in die Straßenmitte, der Holzeimer nach links in den Schneehaufen, der Aschekasten
prallt rechts gegen die Gartenmauer und die ganze Asche landet wo? Genau! Sie landet
auf mir, die ich am Boden liege.
Ich denke an Aschenputtel.
Die ersten vorsichtigen
Bewegungstests ergeben: nichts gebrochen.
Gerechte Strafe für Amtsanmaßung!
Sechs Wochen vorher:
Ich gehe abends auf unserer schneebedeckten Straße den Berg hinunter
- gaaanz vorsichtig - und kann es trotzdem nicht verhindern, dass verstecktes Glatteis
meine beiden Beine mit einer Geschwindigkeit auf die Reise schickt, welcher der Rest
meines Körpers nicht folgen kann.
Ich finde mich auf der Straße liegend wieder und
höre die Engel singen; eine meiner Rippen verabschiedet sich mit einem Knacks in
den Krankenstand.
Liebling, der mir zur Hilfe eilt, schlitterte die Straße herunter und legt sich aus
lauter Sympathie (oder wegen des Glatteises?) postwendend neben mich.
Amtsanmaßung meinerseits kann ich nirgends erkennen.
Wieso also solch eine Strafaktion
auf öffentlicher Straße?
Ich komme stets all meinen Bürgerpflichten nach. Manchmal
ein bisschen nachlässig, aber tun tu ich’s.
Ich glaube ja eher, Petrus hat mir das
beschert.
Wahrscheinlich hat er einen geheimen Job in unserem hiesigen Regierungshaus
und nutzte dieses, um mich Mores zu lehren.
Weil er nämlich damals schon wußte – Heilige wissen alles, daran sollten SIE auch
mal denken, nicht, daß Sie sich nachher wundern - daß sich dort später jemand wegen
einer Fasnacht-Alkohl-Sache, zu der ich mich in unserem lokalen Blättle geäussert
habe, über mich ärgern würde.
Verstehen Sie, was ich meine?