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© Theresa Clayton 2015

 

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VERSCHÖNERUNGEN

 

Ganz eifrige Bewohner unseres Städtchens haben die Schneeschaufeln schon weggepackt und die Ärmel hochgekrempelt für Frühjahresaktivitäten.

Wenn man aus dem Fenster schaut, dann sieht man, daß das ein bißchen voreilig war.

In unserem Städtchen ist von Erderwärmung nichts zu sehen.

Gehen Sie bei dem Wetter vielleicht in den Garten?

Wir nicht.

Wir beschäftigen uns mit Renovierungsarbeiten im Haus.

Die Tapeten in unserem Büro verursachen nämlich schon Depressionen.

Ich erwähnte beiläufig, daß ein neuer Farbanstrich nicht schlecht wäre.

Liebling tut in solchen Fällen, als hätte er nichts gehört und wartet ab, ob sich das bei mir wieder gibt. Dabei ist Wände streichen keine Affäre. Morgens ausräumen, streichen, abends wieder einräumen. In der Werbung machen die das so.

 

Liebling ließ sich überzeugen. Am Mittwoch ging's los.

Bei einer früheren Gelegenheit hatte er im Baumarkt einen Eimer voll Wandfarbe in einem Ton gekauft, der ihm zu Hause plötzlich nicht mehr gefiel. Wir besorgten eine andere Farbe, mit der mischten wir einen gefälligeren Ton, räumten den gesamten Inhalt unseres Büros in den Keller und blickten auf die unverstellte Pracht des Teppichbodens. Der sah aus wie die alte Tapete, und wir kleckerten ihn beim Streichen ordentlich voll.

Zweimal streichen und fertig, hatten wir uns vorgestellt.

Unsere Vorstellungen passen manchmal nicht zum richtigen Leben. Ich glaube, die von der Werbung auch nicht.

Während der dritte Anstrich trocknete, sind wir los, um einen neuen Teppichboden zu kaufen.

Daß die Auswahl so schwierig sein würde, war vorher nicht abzusehen. Deshalb kauften wir kurz vor Ladenschluß neutrales Laminat, das am Donnerstag verlegt wurde.

Sowas dauert.

Am Freitag stellten wir die alten Büromöbel wieder auf und fanden, daß sie nicht in die neue Umgebung paßten.

Nun gibt es ja eine gute Autostunde von hier dieses Einrichtungshaus mit dem schwedischen Akzent. Alles, was man für den Haushalt benötigt, kann man dort in Ruhe anschauen, ausprobieren, auswählen und gleich mit nach Hause nehmen.

Außer freitags!

Freitags lassen sich hunderte von Familien mit sämtlichen Kindern in jeder Altersgruppe dort für ein fröhliches Wochenende nieder. Sie belagern alle Abteilungen und sind immer genau dort in größeren und lautstarken Gruppen anzutreffen, wo man selber gerade hin will.

 

Völlig entnervt wieder zurück, begann Liebling sogleich, Aufbauanleitungen zu studieren und die neuen Möbel zusammenzubauen.

Leider habe ich kein gutes Augenmaß. Die Kommoden paßten nicht so hin, wie ich mir das vor dem Kauf ausgedacht hatte. Das Regal auch nicht, aber daran war ich nicht schuld. Mittlerweile war es fast Mitternacht und wir verschoben den Rest auf den nächsten Tag.

Durch Hin- und Hergeschiebe korrigierten wir am Samstag die Planungsfehler. Nun noch die Fenster geputzt, Gardinen gewaschen und aufgehängt, fertig.

Jetzt müssen wir bloß noch lernen, daß man nicht auf Socken ins Büro geht und wie man die Bürostühle in gemäßigterem Tempo über das Laminat rollt statt wie Porsche.

 

Liebling sagt, wenn ich das nächste Mal damit ankomme, daß ich irgendwelche Wände gestrichen haben möchte, fliegt er nach Australien und beginnt mit der Schafzucht.

Dazu muß er nicht nach Australien. Grünzeug haben wir hier auch genug.