HAVE A NICE DAY!
Ich fand das damals so richtig sympathisch als ich es vor vielen Jahren dort hörte, dieses
„Have a nice day!“
mit dem man sich in England freundlich verabschiedet.
Als sich diese Sitte bei uns immer breiter machte, fand ich das zunächst auch ganz nett.
Sie werden gleich feststellen, dass ich heute davon ziemlich weit entfernt bin.
Dem gemurmelten „Einen schönen Tag“ an der Supermarktkasse konnte ich ja gerade noch begegnen.
Im Gemüseladen habe ich drei Mal geschluckt, bis ich mich dafür bedankt habe, obwohl die Dame mich sehr freundlich und höflich bedient und mir immer in die Augen geschaut hat, wenn sie mit mir sprach.
Aber als ich meine Post aufgegeben habe bei einem Personal, das sich in der Regel sowieso schon recht schwer tut mit einem netten Wort oder mit einem freundlichen Gesicht, hat es mich voll erwischt, dieses „Einen schönen Tag noch!“.
Vielleicht tät mir ja ein freundliches und ehrliches „Auf Wiedersehen“ völlig ausreichen?
Wen, verflixt, geht mein Tag irgend etwas an?
Ob der schön sein soll, oder durchwachsen oder einfach bloß so richtig zum sich Aufregen?
Vielleicht will ich ja gar keinen schönen Tag haben?
Vielleicht will ich mich ja heute über jeden Pipifax aufregen?
Mich so richtig in Rage bringen?
Wen interessiert denn ein inflationär und gleichgültig ausgesprochener Wunsch, der einem in ständig wiederkehrendem Automatismus - und leicht abgewandelt wie „Ein schönes Wochenende“ oder „Einen schönen Feiertag“ - dauernd in die Quere kommt?
Wen muntert er denn tatsächlich auf?
Ich jedenfalls kenne jemanden, den er so richtig in Rage bringt. Jedenfalls bei solch einem vermurksten Tag wie heute.
Und wenn mir womöglich noch einer „eine schöne Fasnet“ wünscht, mir als Norddeutsche (!), die damit überhaupt nichts am Hut hat, dann weiß ich aber als „Nei G‘schmeckte“ ziemlich genau, woher ich eine Saubloter bekomme, und wem ich damit de Ranze verhau‘!
In diesem Sinne: Have a nice day!