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© Theresa Clayton 2015

 

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WÄSCHE IM WIND

 

 

Unser Wäschetrockner ist hin.

Er fand seine letzte Ruhe im Schrottcontainer auf dem hiesigen Recyclinghof.

Bei uns hängt die Wäsche neuerdings wieder auf der Leine. Das erspart mir den Gang ins Fitneßstudio. Übungen wie Beugen-Strecken kann ich jetzt zu Hause beim Wäsche aufhängen machen. Die eingesparten Cents verschaffen Liebling ein extra Bier mit dem Nachbarn. Daß die Gewinne der Stromkonzerne herbe Einbrüche erleben, weil bei uns nun stromlos getrocknet wird, ist hoffentlich nicht zu befürchten.

 

Ich war schon immer neidisch auf andere Leute, die ihre Wäscheleinen zwischen die Bäume einer Streuobstwiese spannen und Ihren Waschtag krönen können, indem sie ihre Wäsche dort in Wind und Sonnenschein tanzen lassen.

Mein Hausfrauenherz schlägt Purzelbaum bei solch einem Anblick.

 

Als unsere Bäume gepflanzt wurden, hat sich kein Mensch Gedanken darüber gemacht, daß ich zwischen ihnen vielleicht einmal eine Leine anbringen möchte.

Sie stehen an strategisch ungünstigen Stellen und viel zu dicht zusammen.

Eine Wäschespinne, die unseren Trockner ersetzen sollte, war nicht das Ei des Columbus, wie ich feststellen konnte.

Jedenfalls nicht in unserem Garten.

Wenn der Wind richtig pustet, bleibt wegen des geringen Abstands ewig das eine oder andere Stück im Geäst des Apfel- oder Pflaumenbaumes hängen. Neuerdings benutzen wir sie deshalb bloß noch für Kleinkram.

Der ganze Rest wird englisch getrocknet. Zu diesem Zweck hat Liebling eine aufrollbare Wäscheleine aus England importiert. Die spannen wir bei Bedarf quer über den Hof. Das ist fast so gut wie zwischen Bäumen auf Streuobstwiesen. Vögel, die nicht wissen, wie man sich zu benehmen hat, wenn man direkt über anderer Leute Wäsche sitzt, gibt es hier auch keine. Wenn die Leine nicht mehr benötigt wird, rollt sie sich auf und verschwindet bis zum nächsten Mal in ihrem kleinen Häuschen an der Hauswand.

Bliebe noch die Frage zu klären, wo und wie ich meine Wäsche trocken bekomme, wenn es regnet.

Oder im Winter.

Der kommt nämlich demnächst.

Ich kann mich noch gut an Mutters verfrorene Finger beim Aufhängen der Wäsche auf dem Hof erinnern, wenn die Temperaturen im Keller waren.

An meine auch, wenn ich ihr die Klammern zureichen mußte, damit es schneller geht.

Und wie bei Frost alle Teile wie Bretter an der Leine hingen. Von im Wind flattern keine Spur.

 

Ich glaube nicht, daß meine Begeisterung für luftgetrocknete Wäsche so weit geht.