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© Theresa Clayton 2015

 

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NETZWERKE

 

Nicht, daß unser Garten so zugewachsen wäre, daß man nur noch durchkäme, wenn man sich mit der Machete einen Weg bahnte. Ich dachte vielmehr, ich könnte damit diesen haarigen, sechsbeinigen, mindestens elefantengroßen Viechern, die jedes Jahr überall im Freien ihre Netzwerke auslegen, um einen ungebremst hineinlaufen zu lassen, den Garaus machen.

Deshalb habe ich bei Liebling einen Antrag auf ein Buschmesser gestellt.

Er hat ihn abgelehnt.

 

Männer haben ein entspannteres Verhältnis zu großen Tieren. Man weiß das ja aus diversen Heldensagen. Die „7 Schwaben“ gehörten allerdings nicht dazu.

Daß FRAU mitunter ein Buschmesser braucht, um lebendig durch den Garten zu kommen, ist von den meisten Männern nicht nachvollziehbar. Die einzige Möglichkeit, unversehrt zum Beispiel das Auto aus der Garage oder einen Spaten aus dem Schuppen zu holen ist, mit dem Buschmesser vor sich herumzufuchteln und sich damit den Weg freizuschlagen.

Ich weiß ja nicht, wie Sie reagieren, wenn Sie mit diesem klebrigen Zeug in Kontakt kommen. Ich jedenfalls vermeide tunlichst, mir vorzustellen, wie der Konstrukteur desselben aussieht und wo er sich zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes gerade befunden hat. Ich setze meinen Weg mit gesträubten Haaren fort um umgehend in Panik zu geraten, wenn sich danach etwas auf der Haut bewegt, das man nicht gleich als harmlos identifizieren kann.

 

Man weiß ja, daß Spinnen ihre Netze entsprechend der zu fangenden Beute weben. Bis jetzt haben sie meine Abmessungen noch nicht herausbekommen; bis jetzt bin ich einigermaßen unbeschadet geblieben.

Weiß man denn, wie lange es dauert, bis sie meinen Umfang in ihr System gescannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen haben?

Wenn das soweit ist, und ich habe dann kein Buschmesser, werden Sie künftig nichts mehr zum Lesen finden. Wenigstens nicht von mir!

 

Liebling meinte, gegen solche Phobien – „Phobie“!!! – würde es helfen, wenn man jedem der Tiere einen Namen gäbe. Dadurch würde man eine persönliche Beziehung aufbauen und das Gefühl bekommen, sie gehörten zum Haushalt.

Geht’s noch?

Wie wär’s denn mit „Hanni“? Oder „Thekla“?

Und sie womöglich noch mit dem Auto herumkariolen? So wie neulich, als sich eine, ohne daß ich es bemerkte, auf der Nackenstütze des Beifahrersitzes von unserem Städtchen bis nach Stuttgart mitnehmen ließ?!

Und was, wenn sie plötzlich vor meiner Nase am Faden gebaumelt hätte?

 

Da man unsere Gartenspinnen mit nichts davon überzeugen kann, daß sie im Stadtgarten, oder, wenn sie es schön luftig und trocken haben wollen, im Parkhaus viel besser aufgehoben wären, beuge ich mich den Gegebenheiten: ich bringe demnächst bei jedem Netz ein Namensschild an.

Wenigstens weiß ich dann später, wie diejenige heißt, die mich meuchlings und hinterrücks aufgefressen hat.