T
H
E
R
E
S
A

C
L
A
Y
T
O
N
© Theresa Clayton 2015

 

Impressum

Datenschutz

ORIENTIERUNGSSINN GESUCHT!

 

 

Welche Seuche ist denn hier gerade ausgebrochen?

Man wird im Kopf ganz wirr, wenn man irgendwo hin will.

Alle Nase lang steht man vor abgesperrten Straßen, die vor ein paar Tagen noch völlig harmlos herumlagen und sich bereitwillig überrollen ließen.

Wer sich nicht auskennt, ist ziemlich schnell aufgeschmissen. Im Städtchen selber fährt man „mit der Kirche um’s Dorf“ und ausserhalb landet man in Gegenden, die man noch nie zuvor gesehen hat..

Liebling und ich wollen zur Wertstoffdeponie.
Wegen unseres Fernsehers.

Dessen letztes Stündlein hat schon vor ein paar Jahren geschlagen. Jetzt soll er endlich mal seinen letzten Gang gehen, sonst bricht sich noch jemand den Hals, weil das Teil ständig im Weg herumsteht.

Die Deponie, wo man solche Sachen annimmt, liegt ausserhalb – etwa 13 km von unserem Städtchen entfernt. Ohne Auto braucht man gar nicht erst los.

Die Strecke dorthin ist uns vor ein paar Jahren in Fleisch und Blut übergegangen, als wir den Dachboden ausgemistet haben.

Ergo weiß ich noch, wo wir langzufahren haben.

„Du bist auf dem Holzweg,“ belehrt mich Liebling rechthaberisch „die Deponie liegt ganz woanders!“

Mein Orientierungssinn ist besser als seiner, also lenkt er ein und folgt meinen Instruktionen.

Nach mehreren Umleitungen und düselig im Kopf vom Imkreisherumfahren landen wir wo?
In unserem Nachbarort, den kann man von unserem Haus aus sehen ….zifix!

Ab hier darf Liebling bestimmen, und ich halte in Zukunft den Mund, wenn es um Orientierung geht.

Liebling freut sich, dass er Recht behalten hat und lenkt, grinsend und vor sich hinpfeifend, unseren „Pauli“ mit dem alten Fernseher hinten drin und seiner ziemlich stillen Ehefrau vorne drin in die Richtung, von der er glaubt, sie bringt uns zur Deponie.

Fast sind wir am Ziel, bloß noch zwei Mal linksrum und…?

Jaaa -  WAS UND!!!

Nix UND!

Die nächste aufgerissene Straße klafft vor uns!

Kommando zurück - andere Zufahrt suchen.

Mein Magen knurrt! Hoffentlich wird das heute noch was, und wir kommen vor dem Hungertod wieder nach Hause. Wir wissen nämlich nicht mehr, wo wir sind.

 

Liebling motzt: „Frag mal jemand nach dem Weg!“

Ich?

Wieso ICH?

Blamier ich mich etwa freiwillig?

Wohne hier und finde die Mülldeponie nicht mehr?

Kenne bloß die Hauptverkehrsstraße und weiß nichts über alternative Ho-Chi-Minh-Pfade, die einen auch zum Ziel bringen würden?

 

Geht das anderen Leuten auch so? Fahren ewig im Kreis herum und können die offiziellen Deponien nicht finden? Sind das die, die ihren Müll dann überall in der Weltgeschichte entsorgen, was man nicht tun soll, weil es erstens böse und schlampig aussieht überall, und zweitens unsozial ist, weil jemand anders, der weiß, wo sich die Mülldeponien befinden, den ganzen Kram dann wegräumen muss?