SCHNECKEN MIT HÖHENKOLLER
Der Gang zu unserer Komposttonne hinter dem Holzschuppen ist kein Spaß.
Bis man da überhaupt erst mal hinkommt!
Durch’s nasse Gras.
Oder im Winter durch den Schnee.
Das geht nur mit dicken Pantoffeln oder in Stiefeln.
Hosenbeine hochkrempeln nicht
vergessen.
Die Steinplatten zur Tonne, die Liebling ins Gras eingebettet hat, damit man sich
im Garten nicht verirrt, haben nicht die richtige Schrittlänge. Ich bin selber den
Abstand abgeschritten - bevor er die Platten hingelegt hat, hat noch alles gepaßt.
Ich bin seither nicht wesentlich geschrumpft.
Vielleicht hat er heimlich mit seinen
eigenen Beinen nachgemessen. Die sind eine Ecke länger als meine.
Endlich am Ziel, was stellt man fest, wenn’s Winter ist?
Der Deckel ist angefroren.
Und meterhoch Schnee drauf.
Geh’ ich vielleicht mit Handschuhen zur Komposttonne?
Und im Sommer?
Deckel hoch und ein ganzer Schwarm Fliegenzeugs stiebt hoch, umfliegt meinen Kopf und prüft, ob er mich auch zu Humus verarbeiten kann.
Neuerdings finden die Riesenschnecken den Weg in die Tonne. Ich habe ihnen verboten, unseren Salat und die Zucchinis im Hochbeet abzufressen und ihnen dafür die Komposttonne angeboten.
Nun rutschen sie brav dort hoch bis zum Deckel. Hinein durch das Loch, das die Mäuse am Rand ausgenagt haben, und fressen alles, was nicht niet- und nagelfest ist.
Eine lag heute oben drauf - auf dem Deckel.
Ganz käsig.
Die hatte einen Höhenkoller.
Komposttonnen erklimmen ist ja für Schnecke ungefähr so, als wollte sich unsereins mit nix weiter am Kirchturm hochhangeln.
Ich habe ihr hineingeholfen in die Tonne.
Liebling schüttelt den Kopf:
„tz tz tz, die war wahrscheinlich auf dem Weg nach draußen und froh, dass sie es endlich geschafft hatte“.
Er kann einem immer alles vermasseln!